Kommentar |
Der Prozess der Gewaltmonopolisierung in den kapitalistisch vergesellschafteten Staaten der OECD-Welt hat dazu geführt, dass neben einer faktischen Zurückdrängung von Gewalt auch eine weitgehende Tabuisierung auf einer normativen Ebene besteht. Diese ist notwendig, um Gewalt als Abweichung von der Norm zu demarkieren und, indem Gewalt als Abweichung klar demarkiert wird, die im Ideal gewaltfreie Ordnung als Normalfall zu legitimieren. Im Prozess der faktischen und normativen Zurückdrängung von Gewalt ist aber auch ein abnehmendes Interesse an der Gewalt selbst, also gewissermaßen ein Mangel an einer Soziologie der Gewalt zu beobachten.
Dieses Seminar geht der Frage nach, wie sich Konflikte, die sich breit gefasst überall finden lassen, in Gewalt umsetzen und welche Formen von Gewalt analysiert und kategorisiert werden können. Im Versuch, über einen klaren Begriff von Konflikt hinaus konkreter zu fragen ‚was passiert eigentlich bei Gewalt und welche sozialen Folgen hat sie?‘ loten wir das Verhältnis von Gewalt und Konflikt aus. Die Frage, wann Konflikte gewaltsam eskalieren oder wieso dies manchmal nicht passiert, steht dabei analyseleitend im Zentrum. |
Bemerkung |
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft, wöchentlich die vereinbarten Texte zu lesen und ein Kurzessay dazu zu verfassen. Die Seminardiskussion kann sich dann auf die Essays beziehen, aus denen jede_r zweimal Auszüge als Einstieg in die Seminardiskussion vorträgt. Teilnehmer_innen des Projektseminars müssen obendrein weitergehende Literaturrecherche leisten, die Grundlage einer Präsentation und Sitzungsgestaltung ist, in dem ein Thema, aber auch das weiterführende Forschungsprojekt vorgestellt wird. Die Literatur, die im ersten Teil des Seminars gelesen wird, wird gemeinsam aus einer umfassenden Literaturliste ausgewählt. |