Kommentar |
‚Digital‘ bzw. ‚Mobile Modernities‘ ist ein Begriff, der sich zum einen mit den groß angelegten ICT-Projekten asiatischer Regierungen verbindet, die eine beschleunigte Digitalisierung und Etablierung digitaler Ökonomien vorantreiben. Megaprojekte und offizielle Programme wie „Digital India“, „Cyberjaya“ in Malaysia oder diverse „Smart City“-Initiativen in ganz Asien haben wiederum einen stark performativen Charakter, denn durch sie sollen primär eine „erfolgreiche Modernisierung“, „Globalität“ und „world-classness“ vermittelt werden. Darüber hinaus unterstreichen sie den Anspruch auf eine „urban futurity“ (Ananya Roy, 2011), die sich in ihren Modellierungen der urbanen Zukunft längst nicht mehr an westlichen Vorbildern wie London, Paris oder New York orientiert, sondern deren zentrale Referenzen Städte wie Hong Kong, Singapur, Shanghai oder Dubai sind. Die Analyse relevanter Beispiele sowie der sie umgebenden Debatten soll den ersten Schwerpunkt dieses Forschungsseminars bilden. Der zweite Schwerpunkt bezieht sich auf die sozialen und kulturellen Folgen der Digitalisierung, insbesondere auf die geographische Aufspaltung von Arbeit und Familienleben, die häufig eng mit den Aspirationen und Wünschen bezüglich einer imaginierten Modernität und „besseren Zukunft“ verknüpft sind. Wie werden diese individuell und kollektiv verhandelt oder angeeignet, welche Rolle spielen digitale und mobile Medien sowie neu entstehende kommunikative Praktiken dabei? Diese Fragen stehen im zweiten Teil des Seminars im Vordergrund. |