Kommentar |
Die Konstruktion von (un-)sicheren Räumen zeigt sich auf unterschiedlichen Maßstabsebenen. Vor allem in Städten lässt sich in diesem Zusammenhang eine Zunahme an raumbezogenen Kontrollund Überwachungsmaßnahmen verzeichnen. Auch an den europäischen, teils externalisierten Außengrenzen zeigt sich die fortschreitende Einteilung in sichere bzw. unsichere Orte als ein Instrument zur Erhaltung gesellschaftlicher Herrschaftsstrukturen. Die Widersprüche, die sich in der abstrakten Zuweisung Afghanistans als „sicheren Herkunftsstaat" und in der Ausrufung von vermeintlichen „Gefahrengebieten" innerhalb urbaner Zusammenhänge durch die Polizei zeigen, stellen Ausgangspunkte dar, um den politisch-geographischen Raum Europas und dessen herrschaftsförmige „Produktion, Aneignung und Kontrolle" (Belina 2006: 65) genauer in den Blick zu nehmen und kritisch zu diskutieren. Eine Frage, die in diesem Seminar deshalb im Zentrum stehen soll, ist, inwiefern sozialräumliche Praxis als Mittel zum direkten bzw. indirekten Zugriff auf die Bevölkerung und damit auch als Mittel zur (Re-)Produktion der gesellschaftlichen Verhältnisse dient. Besondere Aufmerksamkeit soll deshalb auf die ideologische Rolle des Raums in seinem vermeintlichen Zusammenhang mit Sicherheit gelegt werden, um so vor allem deren Effekte auf unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen zu untersuchen und in einen gemeinsamen Zusammenhang bringen zu können. Theoretisch steht deshalb die Frage im Vordergrund, wie die „Produktion des Raumes" (vgl. Lefebvre 1991) als gesellschaftliches und soziales Phänomen begriffen werden kann. Außerdem knüpfen wir im Seminar an verschiedene (ethnographische) Beispiele und theoretische Debatten sowohl aus der Grenz- und Migrationsforschung einerseits als auch aus der Stadtforschung andererseits an. Dies ermöglicht auch einen Blick auf die sozialen Kämpfe und den Widerstand gegen die teils gewaltvollen Ausformungen einer solchen raumbezogenen sozialen Praxis. |