Die Alterität der Ozeane ist am extremsten in der Tiefe. Die Tiefsee, die 95% des Lebensraumes der Erde umfasst, ist weitestgehend unerforscht und wird oft wie ein anderer Planet dargestellt.
Das Hauptinteresse des Seminars besteht darin zu analysieren, wie sich die Darstellung der Tiefsee in Wissenschaft und Kunst im Laufe der Zeit geändert hat – und wie sich die Tätigkeiten der Wissenschaftler*innen und die Interessen der Geschichtenerzähler*innen gegenseitig beeinflusst haben. Besondere Aufmerksamkeit wird zentralen Momenten der Geschichte der Tiefsee-Erkundung (z.B. die ozeanische Expedition der HMS Challenger in den 1870er und der Bau des Tiefseetauchgeräts Trieste 1952) und deren langfristige Auswirkungen auf das Science-Fiction-Genre gewidmet.
Das Seminar beinhaltet Vergleichsanalysen von wissenschaftlichen Berichten und Auszüge aus der entsprechenden Literatur (z.B. Jules Vernes »20.000 Meilen unter dem Meer«) ebenso wie die Betrachtung von Dokumentar- und Kinofilmen (z.B. »The Blue Planet« der BBC und James Camerons »Abyss – Abgrund des Todes«). Welche Wechselwirkungen gab es zwischen Wissenschaft und Literatur/Kino? Wie wurden die Tiefen der Ozeane dargestellt, bevor man diese tatsächlich erforschen konnte? Wie hat sich unsere Wahrnehmung der Alterität der Tiefsee geändert?
Expert*innen spezifischer Aspekte der Geschichte der Tiefsee-Ozeanographie sind ins Seminar eingeladen. Zudem werden wir das Berliner Aquarium und das Museum für Naturkunde besuchen, um zu erörtern, wie die Idee der Tiefsee dem großen Publikum zugänglich gemacht werden kann.
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