Kommentar |
Heilige Frauen und Männer begleiteten die Menschen des Mittelalters – im Gebet, durch Reliquien und in Bildern waren sie präsent. Nicht zuletzt aber wurde von Heiligen erzählt und über sie geschrieben. Diese Literatur nennt man Hagiographie. Die Texte über Heilige und ihre Wunder werden von der Forschung in jüngerer Zeit verstärkt benutzt, bieten sie doch reiche Informationen nicht nur darüber, welches Verhalten als heiliggemäß und erstrebenswert galt, sondern auch über zahlreiche ganz ‚weltliche‘ Aspekte: Geschlechterrollen, Herrschafts- und Kirchenstrukturen, lokale und regionale Identitäten, Spiritualität oder medizinisches Wissen sind nur einige der Perspektiven, an denen die Forschung interessiert ist.
Die Übung dient schwerpunktmäßig der problemorientierten Quellenlektüre. Dabei spannt sich das Material von der Spätantike bis ans Ende des Mittelalters. Erwartet wird die zuverlässige und selbständige Vorbereitung der Texte (in deutscher oder englischer Übersetzung). |
Literatur |
Arnold Angenendt, Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen Christentum bis zur Gegenwart. München 1997.
Dieter Bauer / Klaus Herbers (Hrsg.), Hagiographie im Kontext. Wirkungsweisen und Möglichkeiten historischer Auswertung. (Beiträge zur Hagiographie, Bd. 1.) Stuttgart 2000.
Dieter von der Nahmer, Die lateinische Heiligenvita. Eine Einführung in die lateinische Hagiographie. Darmstadt 1994. |