Kommentar |
Moskau und Berlin sind Städte, in denen das Scheitern der Idee des Sozialismus und der Zusammenbruch der damit verbundenen Staaten rasante Veränderungen des Stadtraums nach sich zog. Diese Veränderungen sind Widerspiegelung tiefgreifender gesellschaftlicher Verschiebungen wirtschaftlicher und sozialer Art und zugleich Ausdruck neuer Identifikationsbedürfnisse und gezielter Geschichtspolitik. Die Veränderungen schlagen sich mal deutlich, mal verdeckt und mal in sichtlichen Kontroversen in der Architektur der beiden Städte, in der Phänomenologie der Stadträume, ihrer symbolischen Aufladung und in der medialen Repräsentation der beiden Städte nieder. Diese Erscheinungen und Prozesse überschneiden sich dabei mit theoretischen Debatten, die grundsätzlich über Formen und Funktionen der zeitgenössischen Stadt nachdenken. Auch wenn die rasante Entwicklung in beiden Städten durch ähnliche Impulse angeregt wurde und in einigen Teilen von vergleichbaren Voraussetzungen ausging, so nimmt sie in den beiden Städten jeweils einen eigenständigen Verlauf und artikuliert sich in anderer Form. Das Seminar geht von diesen Beobachtungen aus und betrachtet die beiden Städte im Vergleich: Wie zeigen sich die Transformationen im Stadtraum? Welches sind die architektonischen, städtebaulichen und visuellen Mittel, mit Hilfe derer kleinere und größere Veränderungen im Stadtraum vorgenommen werden? Wie wurde und wird auf das Bestehende reagiert, welche historischen Schichten der Stadt werden dabei hervorgehoben und wie wird die unmittelbar vorauslaufende Geschichte des Sozialismus interpretiert, möglicherweise überbrückt oder aber gar neu angeeignet? Wie und als was repräsentiert sich bzw. repräsentieren die verschiedenen Akteure die Stadt?
Grundlage der Auseinandersetzung dieser Fragen ist die genaue Beobachtung und Analyse vor Ort. Das Seminar wird daher als Blockveranstaltung in Berlin und Moskau im Umfang von einer Woche (zuzüglich Reisezeiten) organisiert. Es wird in Kooperation mit der Lomonosov-Universität Moskau veranstaltet und findet zu gleichen Teilen in beiden Städten statt. Eine finanzielle Unterstützung der Reise nach Moskau ist für die Studierenden des IKBs gewährleistet. Voraussetzung für die Teilnahme an der Lehrveranstaltung ist der Besuch des Seminars „Metropolen des Postsozialismus. Die Geschichte in der Gegenwart der Stadt“. Die Seminargruppe wird sich zu gleichen Teilen aus Studierenden der Lomonosov-Universität und Studierenden der Humboldt-Universität zusammensetzen. Gute Englischkenntnisse sind Teilnahmevoraussetzung. |