Kommentar |
In diesem Seminar wird die seit zwei Jahrzehnten andauernde wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit dem Konzept des ‚Risikos‘ beleuchtet und ihre inhaltliche Genese nachgezeichnet. Ohne Zweifel ist dieses Konzept in den wissenschaftlichen Diskurs der Internationalen Beziehungen ‚eingewandert‘, wesentliche Grundlagen stammen aus der Soziologie, der (Kultur-)Anthropologie, kritischen Geographie etc. Im Seminar wollen wir diese Genese nachzeichnen, uns Auszüge aus den originären Konzepten vornehmen und sie auf ihre ontologischen und epistemologischen Qualitäten abklopfen. Dabei steht der (unauflösbare?) ontologische Widerspruch im Zentrum, der sich zwischen dem ‚kritischen Realismus‘ (nicht zu verwechseln mit IR-Realismus!!) von Ulrich Beck und Anthony Giddens einerseits und kulturanthropologischen und soziologischen Überlegungen etwa von Mary Douglas bzw. Michel Foucault andererseits zeigt. Die wesentliche Frage dabei ist, ob Risiken ‚wirklich‘ existieren oder ob sie kulturell-intersubjektiv-sozialen Praktiken entspringen, also konstruiert sind.
Nicht zuletzt soll reflektiert werden, wie die Politik des Risikos mit wissenschaftlicher Arbeit interagiert, wie sie wissenschaftlich analysiert und eingeordnet werden kann, wie also Wissenschaft auf konkrete Politik reagiert und inwiefern Wissenschaft die Risikopolitik beeinflusst: Wie, d.h. in welchen politisch-administrativen, medialen, diskursiven, kulturellen und ‚Expertinnenkreisen‘ kristallisiert sich heraus, welche Risiken politisch relevant sind? Schließlich stellt sich die Frage, wie diese konzeptionellen und theoretischen Ansätze sich zu den IB verhalten, wie sie anknüpfbar sind und wo analytisches Potenzial festzustellen ist. Neben den Texten zu den jeweiligen Sitzungen dient das Buch ‚Risikopolitik – Eine Einführung‘ von Florian Kühn (Wiesbaden, Springer 2017) als Grundlagenlektüre. |
Bemerkung |
Die für alle verpflichtende Lektüre (fettgedruckt) wird, ergänzt durch weitere Literatur, in Form von Kurzreferaten als Einstieg in die Sitzung vorgestellt. Dabei soll die Diskussion mittels Fragen und Thesen vorstrukturiert werden. Neben einem solchen für jede Teilnehmerin/jeden Teilnehmer verpflichtenden Kurzreferat ist für den Scheinerwerb eine Hausarbeit zu verfassen, in dem sich die/der Verfasser/in mit einer selbstgewählten, vertiefenden Frage aus dem Themenbereich ‚Risiko‘ analytisch auseinandersetzt. Diese ist bis spätestens 31.8.2018 einzureichen.
Alle Texte, die als ‚ergänzende Literatur‘ gelistet sind, sind Vorschläge, aus denen einzelne Texte für das Input-Referat ausgewählt werden können. Weitere Texte können (und sollen) recherchiert werden und können nach Absprache zur Grundlage des Inputreferats genommen werden. Die Pflichtlektüre wird auf der Moodle-Plattform zur Verfügung gestellt. Leistungsanforderungen: Selbstverständlich sind regelmäßige Teilnahme und aktive Beteiligung an der Seminardiskussion. Leistungsbewertung aufgrund Kurzinput und Essay. |