Kommentar |
Das Seminar widmet sich der Gattung Kurzgeschichte, wie sie sich im 20. Jahrhundert in der polnischen und, als Vergleich, in der russischen Literatur gestaltete, und verfolgt zweierlei Ziele: Einerseits werden die Studierenden in die so genannte ‚klassische‘ (eigentlich strukturalistische) und ‚post-klassische‘ Narratologie eingeführt, sodass sie ihre Fertigkeiten vertiefen oder sogar begründen, erzählerische Prosa zu analysieren und auszulegen. Andererseits zielt die Analyse und Interpretation darauf ab, die Beziehung zwischen Kurzgeschichte und Zeitgeschichte zu erschließen, eine Beziehung, deren Existenz schon dadurch bestätigt wird, dass die Konjunktur der Gattung mit Wenden im politisch-ökonomischen Leben beider Länder harmonisiert. Grundlegende Annahme ist dabei die narrativistische Wende in den Geisteswissenschaften, die die erzählerischen Grundlagen aller menschlichen Erfahrung offenlegt (oder vermutet). Es ist höchst charakteristisch, dass sich einer der ersten deutschen Aufsätze, die diese Wende ankündigten – Walter Benjamins „Der Erzähler“ – einem russischen Erzähler (Leskov) widmete. Gelesen werden u.A. Stefan Żeromski, Maria Dąbrowska, Witold Gombrowicz, Bruno Schulz, , Zofia Nałkowska, Kornel Filipowicz, Tadeusz Nowak, Tadeusz Różewicz sowie die russischen Autoren Leonid Andreev, Isaak Babel‘,Jurij Oleša, Andrej Platonov, Jurij Kazakov, Vasilij Aksenov. |