Nachdem die Beteiligung Deutschlands am globalen Projekt Kolonialismus/Imperialismus lange »vergessen« beziehungsweise klein geredet wurde, erfuhr sie in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit. Die große Sonderausstellung im Deutschen Historischen Museum (DHM) 2016/2017 ist eines der prominentesten Beispiele für diese Entwicklung. Ebenso lässt sich die größere Sichtbarkeit von post-/anti-kolonialen Projekten und Initiativen dazurechnen.
Im Seminar wollen wir das Thema auf der Ebene privater Nachlässe behandeln. Anhand des Nachlasses von Willy Klare (Landschaftsgärtner und Kaufmann aus Dresden, der zwischen 1907 und 1914 eine Kakaoplantage auf Fernando Poo, im heutigen Äquatorialguinea, verwaltete) loten wir gemeinsam aus, wie mit einem privaten kolonialen Nachlass umgegangen werden kann/soll.
Um ein möglichst diverses Meinungsbild über Objektzugänge zu erfassen, wollen wir mit verschiedenen Akteuren und Expert*innen sprechen: aus dem Ethnologischen Museum, dem Museum für Naturkunde und vom Colonial Neighbours Archive der Savvy Contemporary. Gemeinsam mit Anne Schönharting (Fotografin und Urenkelin von Willy Kare) werden Recherchen zu verschiedenen Objektgruppen angestellt und in den historischen Kontext eingebettet. Ziel des Seminars ist es, einen Leitfaden zum Umgang mit kolonialen Nachlässen zu erstellen. Dieser speist sich aus den Gruppenarbeiten und soll die Ergebnisse in Form von Text, Audio oder Video auch anderen zugänglich machen. |