Kommentar |
In der Vorlesung wird es um das Verhältnis von Regierenden und Untertanen im Europa der Frühen Neuzeit gehen. Dabei dienen die vielfältigen religiösen, sozialen und politischen Konflikte und Manifestationen des Widerstands als Kristallisationspunkte, in denen Herrschaftsstile und politische Kulturen zutage treten. Während die Konfliktorientierung v.a. in Hochzeiten der Auseinandersetzung zwischen marxistischem Klassenkampf-Konzept und nicht-marxistischer Historiographie florierte, tendiert die heutige Forschung in Deutschland verstärkt zur Betonung konsensualer Aspekte, wenn etwa von "akzeptanzorientierter Herrschaft" die Rede ist (S. Brakensiek). Sicherlich ist vieles dabei eine Frage der Perspektive und der methodischen Herangehensweisen – so sagt der eine mit gleichem Recht, das Glas sei halbleer, wie der andere, es sei halbvoll. Doch geht es mir gerade auch um eine europäische Perspektive, um die Herausarbeitung von Unterschieden. Denn nicht überall wurden Konflikte auf gleiche Weise ausgetragen und diese Differenzen korrelieren nicht einfach mit unterschiedlichen Herrschaftsformen (Autokratie, Wahlmonarchie, Adelsrepublik, etc.). Allerdings soll es nicht nur um einen Strukturvergleich zwischen verschiedenen politischen Kulturen gehen, sondern auch um ihre gegenseitige Wahrnehmung durch zunehmende mediale Vernetzung. Hier wird sich die Frage stellen, inwieweit das Wissen über die Anderen Rückwirkungen auf die eigenen Verhältnisse hat, inwiefern also der implizite oder explizite länderübergreifende Vergleich durch die Zeitgenossen strukturrelevante Rückkoppelungen auslöst. |