Kommentar |
Während das Kino gerade in der frühen Filmtheorie als Realismus-Medium par excellence gefeiert wird, tauchen spätestens ab den 1920er Jahren ganz und gar nicht-realistische, abstrakte Filme auf: Regisseur_innen wie Germaine Dulac oder Walter Ruttmann experimentieren mit Filmen, in denen in denen in erster Linie bewegte geometrische Formen zu sehen sind, die - scheinbar oder tatsächlich - nichts außer sich selbst repräsentieren, die auf keine Wirklichkeit außerhalb des Bildes verweisen. Damit wird eine Traditionslinie begründet, die die gesamte Filmgeschichte durchzieht und die sich etwa auch im Werbefilm oder im Musikvideo niederschlägt. Auch Filme, die vermeintlich nicht abstrakt sind, enthalten immer wieder Einstellungen, in denen die Repräsentationsfunktion kurzzeitig aussetzt, das Bild ins Ungegenständliche kippt und nur noch abstrakte Formen zeigt – etwa weil es unscharf oder verwischt wird. Das lässt sich sowohl im Experimentalkino beobachten, z.B. in Snows „La région centrale“, als auch im Mainstream-Erzählkino, z.B. im aktuellen Actionfilm mit seinen schnellen Schnitten. Im Seminar werden Beispiele für solche Momente der filmischen Abstraktion diskutiert. Dabei werden auch philosophische Theorien der Bewegung verhandelt und Querverbindungen zu Abstraktionsmomenten in anderen Medien hergestellt. |