Kommentar |
In traditioneller Perspektive erfordert Bewegung die Existenz von Objekten - denn sie wird definiert als Vorgang, der aus der Veränderung der räumlichen Position solcher Objekte resultiert. Einen hiervon abweichenden Bewegungsbegriff legt etwa Henri Bergson vor. Für ihn ist Bewegung eine Dynamik, die der Existenz einzelner Objekte vorausgeht, aus der diese überhaupt erst entstehen. Wie man sich das vorzustellen hat, lässt sich anhand des Mediums Film illustrieren, zu dessen Analyse der Bergsonsche Bewegungsbegriff prominent von Gilles Deleuze herangezogen worden ist. Immer wieder begegnen uns dort - sei es im abstrakten Kunstfilm, sei es im Blockbuster-Actionkino - Einstellungen, in denen wir Bewegung sehen, ohne dass wir sagen könnten, was sich bewegt. Stattdessen sehen wir verschwommene Bildzonen, die in unscharfer Transformation begriffen sind, können aber keine einzelnen bewegte Objekte ausmachen. In dem Seminar sollen derartige filmische Momente absoluter Bewegung auf Grundlage philosophischer Lektüren erforscht werden. |