Kommentar |
Wenn man sich die Schriften anschaut, die sich explizit mit dem "digitalen Bild" beschäftigen – das Explizite betone ich, weil damit oft ein ontologischer Zug, also ein Zug der Wesensbestimmung einhergeht, so fällt zuallererst sein prekärer Status auf: Das digitale Bild kennzeichnet sich durch Manipulierbarkeit und Fälschbarkeit, es habe keine Materialität, Referenz, Indexikalität, Eigentlichkeit und Möglichkeit zur Selbstreflexion etc. Andere Positionen hingegen zweifeln den Innovationsgehalt an: Pixelbilder habe es immer schon gegeben. Schließlich fehlen auch nicht Stimmen, die konstatieren das digitale Bild gebe es gar nicht. Das Lektüreseminar befasst sich mit der kritischen Auseinandersetzung dieser Ansätze. Es ist beispielsweise dringend angeraten zwischen dem zu unterscheiden, was man mit digitalen Bildern tun könnte und dem was Kunstschaffende effektiv produzieren. Der Kurs führt in zentrale Begrifflichkeiten (Daten, Code, Reaktivität, Interaktivität , Spielbarkeit, Vernetzung, Ubiquität, Simultaneität mit den damit zusammenhängenden Implikationen, Konnotationen und Utopien/Dystopien, digital born vs. digitalisiert) ein und hilft Phänomene präzise zu fassen. Einen Schwerpunkt wird der Vergleich mit Aufzeichnungsmedien (Foto, Film) vor und nach der digitalen Wende darstellen, wo sich genügend Beispiele in der Populärkultur finden lassen. Was passiert mit den Wahrheitsansprüchen, die oft an die analoge Fotografie herangetragen wurde und wird, sobald die Aufnahmen über rein digitale Verfahren entstehen? Die Grenzen zwischen Produktion und Postproduktion verschwimmen in der Filmbranche. Weitere Texte befassen sich mit der frühen Computergrafik, der Netzkunst und mit Computerspielen. |