Kommentar |
“Science is the name we give to a set of practices and a body of knowledge delineated by a community, not simply defined by the exigencies of logical proof and experimental verification. Similarly, masculine and feminine are categories defined by a culture, not by biological necessity.” (Evelyn Fox Keller)
Während in geistes- und sozialwissenschaftlichen Diskursen die soziale Konstruktion von „Geschlecht“ seit geraumer Zeit geführt wird, finden gender- und queertheoretische Erkenntnisse kaum Anklang oder Eingang in naturwissenschaftliche und neurowissenschaftliche Untersuchungen und Praktiken. Selbst die wenigen kritischen und feministischen Ansätze in Feldern wie beispielsweise der Hirnforschung oder Kognitionswissenschaft sehen sich mit dem Problem konfrontiert, eine interdisziplinäre und intersektionale Perspektive auf „Geschlecht“ empirisch zu berücksichtigen. Im Blockseminar wollen wir uns anhand von Grundlagentexten und einem Fallbeispiel exemplarisch mit dem Spannungsfeld sex/gender/science in den Neurowissenschaften beschäftigen. Wir wollen einen ersten Einblick in den Diskurs gewinnen und darüber hinaus neuste Forschungsstudien auf die folgenden Fragen hin prüfen: Wie sieht der Beitrag der Natur- und Neurowissenschaften zur De/Konstruktion von Geschlecht und Sexualität aus? Wie kann eine konstruktive Methodenkritik aussehen? Welche Ergebnisse und welche Konzepte von „Geschlecht“ werden dargestellt und vermittelt? Hierfür wollen wir uns insbesondere die Kritik an der Konstruktion und Naturalisierung der Kategorie „Geschlecht" durch wissenschaftliche Methoden und Praktiken auf verschiedenen Analyseebenen anschauen. Dazu gehören 1. die erkenntnistheoretische Ebene, insbesondere eine feministische Objektivitätskritik; 2. Die Ebene der Forschenden, das heißt die Reflektion der eigenen Vorannahmen (den Forschungsgegenstand betreffend) sowie generell Überlegungen welche (technisch, statistischen) Vorannahmen ins Forschungsdesign einfließen, und 3. die Ebene der ‘Öffentlichkeit’ und die Selbstverantwortlichkeit und Selbstreflektion der Wissenschaftler*innen im öffentlichen Diskurs. |