Kommentar |
Selbstdarstellungspraktiken auf beruflichen Online-Plattformen werden ein immer wichtigerer Teil des Alltags vieler Menschen und prägen die Entwicklung beruflicher Karrieren. Entsprechende Webseiten bieten die Möglichkeit, dynamisch und „live“ die eigenen Kompetenzen und Netzwerke zu präsentieren. Im Gegensatz zu klassischen Selbstrepräsentationsformaten fordern die Affordanzen des Mediums eine aktivere und intensivere Betreuung ein, die beispielsweise mit Praktiken der Vernetzung, des Klickens, Likens und Bestätigens einhergeht und häufig auf die Herstellung quantitativer Messwerte (eine hohe Anzahl an Kontakten, viele Aufrufe der eigenen Beiträge, zahlreiche Bestätigungen der eigenen Kenntnisse, etc.) zielen. Dadurch wird nicht nur die Entgrenzung der Erwerbsarbeit in den privaten Alltag vorangetrieben, sondern es entstehen auch veränderte Strategien des kompetitiven Selbstmanagement mit emotionalen Implikationen für die Selbstwertgefühle der Akteure.
Das Seminar führt in mehrere Diskussionsfelder der Europäischen Ethnologie ein, die für die Bearbeitung dieser Frageperspektive relevant sind: Darunter fallen Texte zur medienethnografischen Internet-Forschung, zu Emotionspraktiken, zu Kulturen des Kompetitiven, zu Wertschöpfungsprozessen und zur Arbeitskulturforschung. Der Fokus des Seminars liegt aber auf von den Studierenden durchgeführten medienethnografischen Forschungen in diesem Feld. Wir werden Online-Profile analysieren, Online-Interviews führen, die erhobenen Materialien gemeinsam softwaregestützt auswerten und im Team weiterführend diskutieren.
Bitte gleich zur ersten Sitzung nach Möglichkeit Laptop oder Tablet (mit Internetzugang über Eduroam) für Forschungsübungen mitbringen. |