Kommentar |
»Zeit« ist eine existenzielle Basiskategorie, etwas das scheinbar unhinterfragt, anscheinend umweltunabhängig und gleichförmig abläuft, ordnet, sequenziert, uns Horizont ist. An der Wahrnehmung der Zeit und ihrer Struktur und an unseren metaphorischen Zeitsinnkonstrukten haben vor allem unsere Medien der Zeitmessung großen Anteil, Uhren, die wir an unseren Handgelenken tragen, zu denen wir am Bahnsteig aufschauen oder die nahtlos in unsere Geräte integriert sind. An unseren Medien der Zeitmessung lässt sich ganz buchstäblich Friedrich Kittlers Diktum – von den Medien, die unsere Lage bestimmen – bewahrheiten. Die »Chronologie« die von diesen Zeitmessmedien erzeugt wird, ist jedoch oft genau das: ein »Logos« der Zeit – eine Rede, ein Sinn, eine Kulturtechnik der Zeit, mitgeschrieben und erst erzeugt von »Chronographen« und anderen Geräten. Demgegenüber steht die unmittelbare und nicht hintergehbare »Jetztzeitigkeit« der Zeitmedien, physikalische Prozesse, die vor allem operativ vollziehen und zählen und sich zunehmend der alltäglichen Phänomenologie entziehen.
Der Kurs versucht eine experimentelle medienarchäologische Annäherung an das ständige »Jetzt« der Medien der Zeitmessung in einem ganz praktischen Sinne, als Nachvollzug und Neuvollzug aktueller und historischer Zeitmedien auch durch experimentelle Inbetriebnahme und/oder Nachbau.
Aus dieser Perspektive heraus soll dann versucht werden historische Konzepten der Zeit mit den jeweiligen Medien zu synchronisieren, nachzuspüren, wie die Medien der Zeitmessung Konzepte der »Zeit« geschrieben haben. |