Kommentar |
Der von modernistischen und sozial(istisch)en Ideen geprägte industrielle Wohnbau in Plattenbauweise wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Antwort auf die Wohnungsfrage entwickelt und sowohl in sozialistischen als auch in kapitalistischen Ländern gebaut. Gerade in Zeiten der Wohnkrise und Mangel an (sozial inklusivem und bezahlbarem) Wohnraum in Großstädten scheint es notwendig, das Erbe der Plattenbauten erneut kritisch zu überprüfen. Wie lässt sich der Plattenbau differenziert musealisieren und historisieren? Welche Aspekte sind aktuell und an die heutigen Umstände anpassbar — sei es in Form künstlerischer oder designerischer Umgestaltungen? Dabei werden Zugänge aus den Feldern der Geschichte, Denkmalpflege, Bild-, Design- und Architekturgeschichte, Soziologie und Medienwissenschaften genutzt. Nach einer Einführung in die Plattenbauforschung werden wir uns im Werkstattformat systematisch mit den einzelnen Phasen der Forschung (Forschungsfrage, Methodenauswahl, Arbeit mit Primärquellen, Feldexkursion, Reflexion, Präsentation der Ergebnisse) beschäftigen. Als Ergebnis wird erwartet, dass jede_r Teilnehmende ein selbstgewähltes Fallbeispiel untersucht.
Zielgruppe: Masterstudierende und fortgeschrittene Bachelorstudierende aus den Studiengängen der Kunst- und Bildgeschichte, Geschichtswissenschaften, Sozialwissenschaften, Humangeographie, Europäische Ethnologie, Kulturen und Literaturen der Mittel- und Osteuropas, Kulturwissenschaft und Medienwissenschaft. Auch andere interessierte Studierende, die bereit sind, einen eigenen Bezug zum Thema aus ihrem Forschungsfeld zu entwickeln, sind ausdrücklich willkommen. |
Literatur |
C. Hannemann: Die Platte. Industrialisierter Wohnungsbau in der DDR, Berlin, 2005. V. Magnago Lampugnani: „Von den Trabantenstädten zu den Grosssiedlungen: Europäische Planungen für den gesellschaftlichen Frieden 1945-1970“, Die Stadt im 20. Jahrhundert: Visionen, Entwürfe, Gebautes, Berlin, 2010, S. 697-720. P. Meuser: Die Ästhetik der Platte. Wohnungsbau in der Sowjetunion zwischen Stalin und Glasnost, Berlin, 2015, S. 307-341, 379-401. |