Kommentar |
Die letzten Jahrzehnte waren in vielen Ländern, insbesondere im globalen Norden, von einem stetig steigenden Wohlstand gemessen am Bruttoinlandsprodukt gekennzeichnet. Gleichzeitig zeigen sich immer größere Auswirkungen auf die Umwelt, beispielsweise durch den Klimawandel oder die Überschreitung weiterer planetarer Grenzen. Dem neoklassischen Wachstumsparadigma folgend, wird zur Überwindung dieser Herausforderungen wirtschaftspolitisch der Aufbau eines „Grünen Wachstums“, welches vom Ressourcenverbrauch entkoppelt ist, forciert. Dem entgegen stehen Kritiker des Wachstumsparadigmas innerhalb der Postwachstumsbewegung, welche den aktuell eingeschlagenen Weg aus Irrweg betrachten und stattdessen die Notwendigkeit einer Wachstumsrücknahme, einer anderen Bemessung bzw. Interpretation von Wohlstand und eines grundlegenden Wertewandels in vielen gesellschaftlichen Bereichen sehen. Dieses Projekttutorium möchte neben einer die Positionen betreffenden Theoriediskussion innerhalb der Studierendengruppe auch aktiv öffentliche Dialogformate zwischen den Ansätzen entwickeln und umsetzen, um so einen Beitrag für eine Nachhaltigkeitstransformation der Gesellschaft zu leisten.
Das gesamte Projekttutorium läuft über zwei Semester hinweg. Eine Teilnahme über beide Semester hinweg ist ausdrücklich erwünscht. In diesem Fall können maximal 10 Studienpunkte erreicht werden.
Innerhalb des Sommersemesters werden wir uns den Themen vor allem theoretisch näheren. Fachlich unterstützt wird dabei das Tutorium durch Inputs und Feedbacks von Wissenschaftler_innen des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Auch ein Austausch mit dem Projekt Fokus Wachstumswende ist angedacht. Folgende Themen werden unter anderem eine besondere Rolle spielen: Entstehungsgeschichte des Wachstumsparadigmas, Grünes Wachstum, Grenzen des Wachstums, Planetare Grenzen, Degrowth (wie auch A-Growth) - Entwicklung und Strömungen. Einen besonderen Schwerpunkt stellt das Thema Kommerzialisierung und Naturkapital (Ökosystemdienstleistungen) dar. Daneben wird es viel Spielraum für eigene Ideen geben, auch hinsichtlich weiterer Schwerpunktthemen. Für das Wintersemester ist es Ziel, eine Veranstaltungsreihe zu organisieren, innerhalb derer ein Dialog zwischen den Positionen forciert wird. Auch für diesen Teil des Tutoriums ist die Unterstützung durch Wissenschaftler_innen des IÖW geplant.
Sendet mir bei Interesse bitte eine kurze E-Mail an josef.kaiser@hu-berlin.de unter Angabe eures Faches sowie des Fachsemesters. Ihr erhaltet dann eine E-Mail mit weiteren Informationen, wie beispielsweise einen detaillierteren Übersichtsplan inklusive einer Liste mit Literaturempfehlungen. Bei vielen Interessierten können spätere Anmeldungen eventuell leider nicht mehr berücksichtigt werden.
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