Kommentar |
In Europa erfahren rechtsradikale, populistische Bewegungen immer mehr Zulauf. Nach den Wahlwiederholungen in Österreich, dem Erstarken der AfD in Deutschland, dem Front National unter Marine LePen sowie dem Regierungswechsel in Polen vollzieht sich ein Neudenken Europas, das paradoxerweise oft Bewegungen an der Peripherie zu seinem Zentrum macht, so zum Beispiel die Geflüchtetenthematik. Dieser Übergangsprozess erstreckt sich von Permeabilität bis zur Abgrenzung und Abspaltung, wie im Falle des britischen Brexit-Referendums. In unserem Q-Kolleg bieten wir Studierenden eine methodisch vielschichtige Annäherung an komplexe politische Konstellationsverschiebungen und fragen gemeinsam nach den Ursachen und möglichen Folgen des politischen Wandels in Europa. Im Zentrum steht dabei vor allem die Frage, welche Vermittlungsbewegungen zwischen verhärteten Strukturen möglich sein können. In den Theorieabschnitten soll der Begriff Übergang und sein Einfluss auf Selbst- und Fremdbeschreibungen Europas aus interdisziplinärer Perspektive diskutiert werden. Dies ist auch der Ansatzpunkt für die individuellen Forschungsprojekte, welche die Studierenden auf theoretischer und empirischer/praktischer Ebene verfolgen sollen. Dabei sind auch kreativ-multimediale Arbeiten, wie zum Beispiel filmische, Fotoreportagen oder Hörbeiträge denkbar, die sich mit sprachlichen, literarischen, kulturellen, sozialen und politischen Transformationsprozessen in Europa auseinandersetzen und im Anschluss an das Q-Kolleg auf einem Symposium am King’s College London präsentiert werden können. Das Q-Kolleg wird als Studienprojekt gestaltet und ist zugänglich für Bachelorstudierende an der Humboldt-Universität sowie Erasmus-Studierende vom King’s College London während ihres Aufenthaltes an der Humboldt-Universität. Die Lehrenden des Q-Kollegs sind Promovierende des Joint-PhD Programms zwischen dem German Department am King’s College London sowie der Kulturwissenschaft, der Ethnologie und Germanistik der Humboldt Universität. In Anlehnung an die kultur- und medienwissenschaftliche Öffnungen zu interdisziplinär und fachübergreifender Zusammenarbeit streben sie eine Heranführung der Teilnehmenden an selbständige interdisziplinäre Forschungsarbeit und ein Denken in Übergängen an, das homogenisierende Identitätsvorstellungen Europas in Frage stellt.
Termine
21.04. 10-12: Auftaktveranstaltung (Organisatorische Fragen) 22.04. 10-16: Blockveranstaltung (Thematische Einführung) 28.04. 10-14: Blockveranstaltung ("Taster" Session: Exemplarische Ausarbeitung des Themas: Ethnologische und literaturwissenschaftliche Perspektiven) 05.05. 10-14: Blockveranstaltung ("Taster" Session: Exemplarische Ausarbeitung des Themas: Kulturwissenschaftliche Perspektiven) 12.05. 10-14: Projektklinik 19.05. 10-14: Projektklinik 16.06. 10-14: Blockveranstaltung (Vorbereitung aufs Symposium)
Anfang Juli: Symposium in London plus Ausstellungsbesuch\\
Zusätzlich soll der Besuch der Mosse Lectures angeregt werden. https://www.mosse-lectures.de/web/index.php/de/content/main.html |
Literatur |
Appadurai, Arjun, Fear of Small Numbers: An Essay on the Geography of Anger (Duke University Press, 2006) Boler, Megan, Digital Media and Democracy: Tactics in Hard Times (Cambridge, Mass.: MIT Press, 2008) Bond, Lucy, and Jessica Rapson, The Transcultural Turn: Interrogating Memory Between and Beyond Borders (Berlin/Boston: De Gruyter, 2014) Butler, Judith, Notes Toward a Performative Theory of Assembly (Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 2015) Dean, Jodi, ‘Communicative Capitalism: Circulation and the Foreclosure of Politics’, Cultural Politics: An International Journal Cultural Politics: An International Journal, 1 (2005), 51–74 Derrida, Jacques, On Cosmopolitanism and Forgiveness (London; New York: Routledge, 2001) Erll, Astrid, ‘Travelling Memory’, Parallax, 17 (2011), 4–18 Geisenhanslüke, Achim, and Georg Mein, Monströse Ordnungen: Zur Typologie und Ästhetik des Anormalen (Bielefeld: transcript, 2009) Godrej, Farah, Cosmopolitan Political Thought: Method, Practice, Discipline (Oxford; New York: Oxford University Press, 2011) Harvey, David, A Brief History of Neoliberalism (Oxford; New York: Oxford University Press, 2005) Kleist, J. Olaf, and Irial Glynn, History, Memory and Migration: Perceptions of the Past and the Politics of Incorporation (Houndmills, Basingstoke; New York, NY: Palgrave Macmillan, 2012) McRobbie, Angela, ‘Clubs to Companies: Notes on the Decline of Political Culture in Speeded up Creative Worlds’, Cultural Studies, 16 (2002), 516–31 Parr, Rolf, ‘Liminale Und Andere Übergänge: Theoretische Modellierungen von Grenzzonen, Normalitätsspektren, Schwellen, Übergängen Und Zwischenräumen in Literatur- Und Kulturwissenschaft (Literalität Und Liminalität ; 1)’, Schriftkultur Und Schwellenkunde, 2008, 11–63 Plate, Liedeke, ‘Amnesiology: Towards the Study of Cultural Oblivion’, Memory Studies, 2015 Rustin, Michael, Doreen B Massey, and Stuart Hall, After Neoliberalism?: The Kilburn Manifesto (Baltimore, Maryland: Project Muse, 2015) Strath, Bo, ed., Europe and the Other and Europe as the Other (Brüssel: P.I.E-Peter Lang S.A., Éditions Scientifiques Internationales, 2010) Turner, Victor, ‘Betwixt and Between: The Liminal Period in Rites of Passage’, in The Forest of Symbols: Aspects of Ndembu Ritual (Ithaca, N.Y: Cornell University Press, 1967), pp. 93–111 Viner, Katharine, ‘How Technology Disrupted the Truth’, The Guardian, 12 July 2016, section Media <https://www.theguardian.com/media/2016/jul/12/how-technology-disrupted-the-truth> [accessed 31 January 2017] |