Im Mittelpunkt dieses Seminars steht die (Re-)Konstruktion von Modellen des Antikythera-Mechanismus’ mit den Mitteln des Baukastensystems fischertechnik. Der Antikythera-Mechanismus ist ein komplexer antiker zahnradbetriebener astronomischer und kultureller Kalender, der 1901 aus dem Wrack eines im 1. Jh. v. Chr. gesunkenen Schiffs geborgen wurde. Die Auswertungen dieses Fundes rekonfigurieren seit etwa 50 Jahren einige fundamentale Annahmen über die abendländische Geistes- und Technikgeschichte. In dieser Zeit wurden fünf Modelle erstellt (vier davon mechanisch, eins virtuell), die jeweils abhängen von den Wissenschaftsparadigmen ihrer Entstehungszeit. Welche Wissensfelder musste ein Antikenforscher 1965 beherrschen, welche 2005? Welche bildgebenden Verfahren sind wann wie wichtig für die Forschung? Womit werden zu welcher Zeit Modelle erstellt? Mit anderen Worten: Die Modelle sind Artefakte der Wissenschaftsparadigmen ihrer Zeit. Worin diese bestehen, ist wichtig für ein grundlegendes Verständnis jedes Modells.
Praxis, Theorie und Geschichte gehen in diesem Seminar wortwörtlich Hand in Hand, und auf der Methodenebene kann das Baukastensystem fischertechnik selbst als ein ›carrier‹ von Wissensgeschichte begriffen werden.
Das Seminar richtet sich an Studierende aller Fachdisziplinen, die mit Modellen oder nach modularem Baukastenprinzip Wissen organisieren. Handwerkliches Geschick ist willkommen, aber keine Einstiegsvoraussetzung.
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