Kommentar |
Im russischen Herrschaftsbereich haben die Künste die gesamte Geschichte hindurch andere Entwicklungsdynamiken genommen als im „übrigen“ Europa. Bedingt durch vielfältige kulturelle Faktoren, sind formale und inhaltliche Ausprägungen, Funktionen, gesellschaftliche Reichweite und Bedeutungszuschreibungen der verschiedenen Kunstgattungen nur eingeschränkt mit den aus weiter westlich gelegenen Teilen Europas bekannten Befunden vergleichbar. In der jüngeren Geschichte ist eine intensive Auseinandersetzung russischer Institutionen und Künstler mit Impulsen aus anderen europäischen Kultur- und Kunstzentren zu beobachten, die jedoch keineswegs mit „Rezeption“ angemessen beschrieben ist. Vielmehr ging es dabei um komplexe – auch wechselseitige! – Selektions-, Bewertungs- und Aneignungsprozesse, in denen Kontextbedingungen und Motivationen eine maßgebliche Rolle spielten. In der Vorlesung werden in einem historischen Längsschnitt (von den Anfängen sakraler Künste bis in die Nachkriegszeit) ausgewählte Beispiele unter vergleichenden und beziehungsgeschichtlichen Gesichtspunkten im Hinblick auf Spezifika der Kunst in Russland vorgestellt und diskutiert. Einen hohen Stellenwert werden dabei methodenkritische Aspekte einnehmen: Konzeptionen der Kunstgeschichte und die Möglichkeiten sowie Grenzen methodischer Paradigmen wie Rezeption, Transfer, historischer Vergleich. |
Literatur |
Zum Einblättern ins Material: Allenow, Michail/Dmitrijewa, Nina/Medwedkowa, Olga: Russische Kunst. Freiburg, Basel, Wien 1991. Themen- und theoriebezogene Literaturhinweise werden in der Vorlesung zur Verfügung gestellt. |