Kommentar |
Die polnische Journalistin Anna Bikont ist im Sommersemester 2017 Siegfried-Unseld-Gastprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Diese DAAD-Gastprofessur wurde 2009 in Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag ins Leben gerufen. Durch sie erhalten prominente Autorinnen und Autoren aus Osteuropa die Möglichkeit, ihre literarischen und journalistischen Arbeiten an der HU vorzustellen und mit den Studierenden zu diskutieren. Sie bieten zudem praxisbezogene Schreibworkshops an.
Die Journalistin Anna Bikont (1954) kommt aus Warschau, gehörte in den 1980er Jahren zur Solidarność-Bewegung und den Gründungsfiguren der renommierten Zeitung „Gazeta Wyborcza“. Anna Bikont steht für die Tradition der polnischen „Journalistenschule“, die schon Anfang des 20. Jahrhunderts in Krakau und Lemberg begann, 1917 folgte dann Warschau. Für ihre Reportage „Le Crime et le Silence“ erhielt sie 2011 den European Book Prize. Hierbei handelt es sich um die französische Übersetzung der polnischen Studie „Wir aus Jedwabne“ (My z Jedwabnego, 2004), eine Rekonstruktion der Ermordung polnischer Juden durch ihre polnischen Nachbarn. Für die New York Times ist diese Studie „a beautifully written, devastating and very important book“. Zusammen mit Joanna Szczęsna schrieb sie den ebenfalls preisgekrönten Band „Die Lawine und die Steine (Lawina i kamienie, 2006), in der es um die Haltung polnischer Schriftsteller der Nachkriegszeit geht, die sich im Dunstkreist des Kommunismus bewegten. Zuletzt erschien von beiden „Erinnerungskram“ (Pamiątkowe rupiecie, 2012), eine Biographie über die Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska.
In diesem Kurs soll es nicht nur um die Frage nach dem Einsatz von Quellen beim Schreiben von Reportagen gehen, sondern auch um die Entwicklung eigener Schreibfähigkeiten. Die Unterrichtssprache ist Englisch, wobei eigene Texte auch in polnischer und deutscher Sprache verfasst werden können. |