Kommentar |
Das Seminar widmet sich im 100. Jubiläumsjahr der 'Großen Oktoberrevolution', die - so die Ausgangsthese - gemeinsam mit dem darauf folgenden Bürgerkrieg von Beginn an ein mediales und damit medialisiertes 'Ereignis' darstellte. Während die postrevolutionäre Kultur den katastrophischen Umsturz und die Etablierung einer neuen Ordnung in ihrer Widersprüchlichkeit reflektierte, tendierte der Stalinismus zu historischen Determinismen, Kanonisierung und Retusche. Und doch lässt sich nicht erst im Rahmen der zahlreichen Tauwetter-Aufarbeitungsversuche der revolutionären Epoche (insbesondere im Film) von einer Re-Vision sprechen. Vielmehr ringt jede Kultur, ob affirmativ oder oppositionell, mit der Deutung dessen, was die Revolution war, ist und (gewesen) sein wird. Die im Seminar besprochenen einschlägigen Texte und Filme formieren sich über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg zu einer 'Revolutions-Kultur', die immer wieder auch den Blick für marginale Perspektiven freigibt (sei es als Gender-Perspektive, sei es im Hinblick auf ethnische oder regionale Minoritäten, sei es im komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher medialer Codierungen). Zu den (etwas längeren) literarischen Texten, die besprochen werden, gehören Konstantin Fedins "Goroda i gody" (1924) sowie "Mirskaja čaša" (1922), die beide bereits im Vorfeld gelesen werden können. |