Kommentar |
Der Traum wird seit jeher als eine Quelle der Inspiration verhandelt. Seine Funktion als Spielwiese für das literarische Schaffen gewinnt im 20. Jahrhundert bereits vor der (Wieder-)Entdeckung des Traumprotokolls durch den Surrealismus an Bedeutung. Ziel des Seminars ist die Bestimmung des literarischen Traumnotats in der Tradition des Surrealismus sowie ihm vorausgehender Strömungen wie Symbolismus, Dekadenz, Futurismus und Dadaismus. Im Seminar wird zunächst der Traumdiskurs nachgezeichnet. Anschließend werden theoretische Grundlagen des Traumtextschreibens sowie dessen Einfluss auf literarische Formen im Feld der europäischen Avantgarden erörtert. Im Fokus stehen mitteleuropäische Parallelbewegungen des Surrealismus wie der Poetismus als originär tschechische Avantgardebewegung. Anhand von Manifesten, Programmatiken und Primärtexten soll der Traumtextdiskurs so konturiert werden, dass auch Transferbewegungen, Konflikte und individuelle Impulse zu sehen sind. Ausgehend von der These, dass der Traum als Laboratorium für das literarische Schreiben genutzt wird, soll die Poetik des Traumnotats sowie die Einflussnahme dieser zunächst surrealistischen Form des automatischen Schreibens auf andere Texte helfen, Modelle von Traumhaftigkeit im 20. Jahrhundert zu beschreiben. Hier werden sowohl intertextuelle Bezüge als auch intermediale Phänomene wie Bildgedichte eine Rolle spielen.
Die zu besprechenden Texte werden zu Seminarbeginn auf Moodle in Original und Übersetzung bereitgestellt. Leistungsnachweis durch regelmäßige und aktive Teilnahme, Referat/Essay und ggf. Hausarbeit. |