Kommentar |
Dieses Seminar hat zwei Anlässe: das 100-jährige Jubiläum der Oktoberrevolution auf der einen Seite und die aktuelle Prekarität des Revolutionsbegriffs auf der anderen Seite. In einer historischen Situation, in der praktisch alle Begriffe, die am Beginn des 20. Jahrhunderts programmatisch handlungsleitend waren, ihre Gültigkeit und ihre damalige Bedeutung verloren haben, in der jedoch gleichzeitig Symptome dessen, was ehemals als „revolutionäre Praxis“ diskutiert wurde, zwar allgegenwärtig sind (z.B. gewaltsame Zerstörung der alten Kulturen und Gewaltakte gegen die existierende Welt generell), aber nicht von Zukunftsprojekten einer intellektuellen Elite, sondern allein von religiösem Fanatismus getragen werden, scheint eine Beschäftigung mit der Geschichte und Theorie der Revolution aktueller denn je. Mit besonderem Fokus auf die Russische Oktoberrevolution führt das Seminar ein in die Theorien der Revolution des späten 19. und des 20. Jahrhunderts (von Marx und Lenin über Hannah Arendt bis Etienne Balibar) und fragt nach der Aktualität und der Problematik dieses Begriffs im politischen und künstlerischen Diskurs in Russland und in verschiedenen (ost)europäischen Kontexten heute.
In das Seminar werden einige Gäste, Spezialisten aus dem In- und Ausland zu Vorträgen und Diskussionen eingeladen (A. Portnos, I. Kalinin, O. Haleta, Z. Andronikashvili) |