Kommentar |
In der Moderne sind Tod und Unsterblichkeit virulente philosophische und ästhetische Themen, die nun eng mit wissenschaftlichen Diskursfeldern korrelieren. Um 1900 werden in der Biologie Konzepte der potentiellen physischen Unsterblichkeit, Langlebigkeit und extremen Überlebensfähigkeit (Anabiose) diskutiert, die den Begriff des natürlichen Todes ins Wanken bringen. Die experimentelle Forschung in Physiologie und Medizintechnik zu Reanimation und Regeneration, Immunisierung und Verjüngung, Transplantation und Prothetik schuf im Osten wie Westen die Grundlage für Entwürfe und Experimente zur Überwindung des Todes und der Transformation des Menschen, zur utopischen Lebensgestaltung und in Hinblick auf eine ökologisch dauerhafte Welt. Das Seminar wirft wissensgeschichtliche Perspektiven auf diesen Wandel im Verständnis der Unsterblichkeit zwischen Wissenschaft, Religion und Kunst, der sich insbesondere auch im Lebenswissen der Literatur manifestierte, und fragt nach dem Fortbestehen moderner Unsterblichkeitstechniken. |