Kommentar |
Seit ihrer Erfindung sind laufende Bilder bemüht, intrapsychische Grenzzustände kunstvoll in Szene zu setzen. Dies gilt vor allem für psychisch-mentale Traumata, die auf historische Katastrophenereignisse wie den Ersten und Zweiten Weltkrieg, Genozide, Terrorakte oder andere drastische Gewalterfahrungen verweisen. Mittels welcher ästhetischen Verfahren gelingt es dem Medium Film, individuelle und kollektive Traumatisierungen zum Ausdruck zu bringen? Inwiefern ähnelt ‚traumatisches Erinnern‘ der flexiblen Zeitdarstellung im Film und deren Wahrnehmung in der Rezeption? Welche Aspekte von Gewalt und ihrer Einschreibung ins Körpergedächtnis wiederholen sich in ihrer nachträglichen Verfilmung? Können Filme (re)traumatisieren, Resilienz steigern oder Heilung herbeiführen? Insgesamt geht es um die Frage, wie Traumafilmgeschichte, kulturwissenschaftliche und neuropsychiatrische Traumatheoriegeschichte sowie Psychotraumatologiewissen und die immer schon mediatisierte Realgeschichte zusammenhängen.
Anhand ausgewählter Spiel- und Dokumentarfilme sowie Medizinfilme spürt das Seminar den spezifischen Gesetzmäßigkeiten, audiovisuellen Operationen und repräsentationalen Grenzen internationalen Traumakinos nach. Dabei gerät auch die Frage in den Blick, welche Facetten des jeweiligen öffentlichen Erinnerungsdiskurses Eingang in die Traumafilmkultur finden und welche tabuisiert werden bzw. wie dieselbe nationale Politiken des Erinnerns mitprägt. |