Kommentar |
Bevölkerungsstatistiken haben zur Gründung der Sozialwissenschaften beigetragen, indem in den beobachteten Regelmäßigkeiten Gesellschaft als mehr als die Summe ihrer Teile erfahrbar wurde. Mittlerweile hat die statistische Vermessung der Welt ihren Weg bis hinein in die intimsten Bereiche unseres Lebens gefunden. Wir selbst vermessen unsere Fitness, unser Liebesleben oder unser Urlaubsverhalten und tragen damit zur Berechnung von „Normalität“ und deren Abweichungen nach oben und unten bei. Statistiken werden eingesetzt, um die Wirklichkeit abzubilden. Gleichzeitig stellt sich jedoch die Frage, inwieweit Statistiken selbst jene Wirklichkeit erschaffen, die sie zu messen vorgeben. Aufgrund welcher Annahmen werden Statistiken erhoben? Und was folgt aus ihrer Rezeption?
Ziel des Seminars ist es, einerseits die Herstellung von Statistiken in ihrer Rolle für die Entstehung und die Arbeit der Sozialwissenschaften zu beleuchten. Andererseits soll mit einem sozialwissenschaftlichen Blick danach gefragt werden, welche Konsequenzen sich aus der Omnipräsenz von Statistiken für die Gesellschaft und das Individuum ergeben.
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