Kommentar |
Die nordischen Länder gelten als modern und also säkular. Zugleich überrascht die starke Präsenz von biblischen und anderen christlichen Themen und Motiven in Literatur, Kunst und Film. Dies lässt sich teils aus der Kulturgeschichte des Protestantismus in Skandinavien erklären: Zum einen war in Schweden und Norwegen der lutheranische Glaube bis vor kurzem Staatsreligion und ist es in mancher Hinsicht in Dänemark bis heute, zum anderen sind viele der großen Modernisierungsbewegungen in Skandinavien eng mit kirchlichen und freikirchlichen Bewegungen verbunden – so etwa der Arbeiterbewegung, Abstinenzbewegung, Frauenbewegung etc., aber auch zahlreichen nationalistischen Milieus. Zudem waren Organisation und Inhalte der Schulbildung von den frühen Anfängen im 19. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eng mit den Staatskirchen verwoben. In unserem Seminar werden wir die Kulturgeschichte des Protestantismus in Skandinavien im 19. Jahrhundert erkunden. Ausgangspunkt sind dabei immer wieder Werke wie z.B. von Tegnér, Bremer, Jacobsen, Söderberg, Blixen, Lagerkvist, Tunström, Kandre, Niemi, Paul-Helge Haugen, aber auch Filme von Ingmar Bergman, Lars von Trier und anderen. Der genaue Lektüreplan wird mit den Teilnehmern am Anfang des Seminars je nach Forschungsinteressen abgestimmt.
Einführende Literaturhinweise: Mohnike, Thomas, und Frédérique Harry, Hrsg. Protestantisme en Europe du Nord aux XXe et XXIe siècles. Université de Strasbourg. Deshima 7. Strasbourg, 2013. – Markkola, Pirjo, Hrsg. Gender and vocation: women, religion, and social change in the Nordic countries, 1830–1940. Helsinki: SKS, 2000. |