Kommentar |
In dieser Übung werden wir die Soliloquia, eines der faszinierendsten Werke Augustins, lesen. In diesem aus zwei Büchern bestehenden Werk befasst sich Augustin mit Fragen –, die uns zum Kern seiner theologischen, philosophischen und erkenntnistheoretischen Erwägungen unmittelbar führen: Was ist eine Seele und wie kann man die Natur der Seele erkennen? Was typisch für Augustin und besonders für die Soliloquia ist, ist die Selbstbetrachtung und die Selbsterforschung als Weg zur „wahrhaften“ Erkenntnis. Deshalb geht es hier nicht um eine abstrakte Untersuchung der Seele als Gegenstand philosophischer bzw. theologischer Betrachtung, sondern vielmehr um eine kontemplative Reise ins Innere des Selbst, wodurch Augustin die analytische und maieutische Wirkung des philosophischen Dialogs zum Instrument der Introspektion und der Selbsterkenntnis macht. Aber genau wie es für die Gattung des philosophischen Dialoges üblich ist, auf Wissensinhalte und Wissensfragen anzuspielen und hinzuweisen, die im Text nicht ausdrücklich zur Sprache kommen, so weist auch in den Soliloquia Augustins die Suche nach der eigenen Seele auf die Suche nach Gott und das Gespräch mit sich selbst auf das Gespräch mit Gott hin.
Literatur: Augustinus, Soliloquia, in Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, Band 89, Wien 1986; Augustinus, Selbstgespräche, hrsg. und übers. von Harald Fuchs, Berlin 2002; E. Stump, N. Kretzman (Hg.), The Cambridge Companion to Augustine, Cambridge 2001. |