Kommentar |
Was ist Geschichtsschreibung und wie soll man Geschichte schreiben? Worauf soll Geschichtsschreibung zielen, was soll sie beachten, welche Geisteshaltung zu den „Fakten“ und zur „Wahrheit“ soll der Geschichtsschreiber einnehmen? Und: Gibt es tatsächlich solch ein Ding wie eine „historische Wahrheit“ und in welchem Verhältnis stehen Objektivität und Subjektivität sowie auch Bekanntes und Unbekanntes zueinander, wenn es darum geht von der Ebene der Sammlung und Rekonstruktion der Fakten zur Ebene der Erzählung überzugehen? Diesen Fragen, die schon in der Antike sowie auch in unserer Zeit von entscheidender Bedeutung für die Bestimmung des Nutzens und des Wissenschaftlichkeitsgrades der Geschichtsschreibung sind, ist dieses Seminar gewidmet. Ausgangspunkt unserer Betrachtungen werden folgende Texte sein: (1) exemplarische Proömien zu historiographischen Werken der Antike (Herodot, Thukydides; Xenophon); (2) Lukians Werk „Wie man die Geschichte schreiben soll“; (3) Paul Veynes Werke „Geschichtsschreibung - Und was sie nicht ist“ und „Die Originalität des Unbekannten: Für eine andere Geschichtsschreibung”.
Literatur: Textauswahl aus Herodot, Thukydides, Xenophon (wird am Anfang des Seminars verteilt); Lukian, Wie man Geschichte schreiben soll, hrsg. und übers. von Helene Homeyer, München 1965; R. Porod, Lukians Schrift "Wie man Geschichte schreiben soll": Kommentar und Interpretation, Wien 2013; A. Free, Geschichtsschreibung als Paideia: Lukians Schrift 'Wie man Geschichte schreiben soll' in der Bildungskultur des 2. Jahrhunderts n. Chr., München 2015; P. Veyne, Geschichtsschreibung - Und was sie nicht ist, Berlin 1990; P. Veyne, Die Originalität des Unbekannten: Für eine andere Geschichtsschreibung, Frankfurt am Main, 1988. |