Kommentar |
In den letzten Jahren finden Verschwörungstheorien zunehmend Verbreitung. Doch der Brisanz und schier undurchschaubaren Heterogenität dieses Phänomens steht immer noch ein Mangel an wissenschaftlicher Auseinandersetzung gegenüber. Denn lange Zeit wurden Verschwörungstheoretiker_innen und ihre Theorien pathologisiert. Konspiratorische Denkmuster wurden als individuelle psychologische Störungen beschrieben und nicht als soziale Gegebenheiten und Wissensformen, welche in gesellschaftliche Wissensbestände und Praktiken bestimmter sozialer Gruppen eingebettet sind. Im Zuge gesellschaftlicher Kämpfe und Aushandlungsprozesse werden die Grenzen zwischen legitimen und illegitimen Wissensbeständen immer wieder von Neuem verhandelt und erst innerhalb dieser diskursanalytischen Perspektive lassen sich viele theoretische wie empirische Fragestellungen formulieren.
Im Rahmen des Q-Tutoriums setzen wir uns zunächst mit den historischen Ursprüngen von Verschwörungstheorien auseinander, theoretisieren diese als heterodoxe (das heißt als abweichende) Wissensbestände, um sie anschließend gemeinsam empirisch zu erforschen. Es soll dabei nicht darum gehen Verschwörungstheorien zu verharmlosen, sondern darum sie als Phänomene zu verstehen, die nur in Relation zur gesamtgesellschaftlichen Wissensproduktion verstanden werden können. Das Q-Tutorium richtet sich an Bachelorstudierende geistes-, medien-, kultur- und sozialwissenschaftlicher Fächer mit Interesse am empirischen Forschen. Die konkreten Forschungsprojekte können dabei je nach disziplinären Schwerpunkten und persönlichen Vorlieben gewählt werden. |