Kommentar |
Es ist weitgehend unstrittig, dass Unwissenheit unter bestimmten Umständen moralisch entschuldigt. So scheint es uns in der Regel unangemessen, Handelnde für ein Tun unter Hinweis auf Gesichtspunkte verantwortlich zu machen, die den Handelnden weder vor Augen standen noch hätten vor Augen stehen können. Weniger offensichtlich ist jedoch, auf welche Weise Unwissenheit moralisch entschuldigt. Ist das, was eine Person weiß – oder wissen kann – in erster Linie für die Frage von Belang, ob sie moralisch verantwortlich für ihre Handlung ist, oder bestimmt unsere epistemische Situation, was zu tun wir moralisch verpflichtet sind? Auch darüber, unter welchen Umständen Unwissenheit entschuldigt, besteht in der Moralphilosophie Uneinigkeit. Entschuldigt nur Unwissenheit, an der wir selbst schuldlos sind, oder kann auch Unwissenheit entschuldigen, für die wir selbst verantwortlich sind? Und können falsche moralische Überzeugungen gleichermaßen wie falsche Überzeugungen über die sachlichen Umstände einer Handlung entschuldigen?
Im Seminar werden wir unterschiedliche Antworten auf solche und verwandte Fragen diskutieren. Ausgangspunkt werden hierbei vornehmlich Texte der aktuellen moralphilosophischen Debatte sein. |