Kommentar |
Marcus Tullius Cicero, 106-43 v. Chr., kann aufgrund des Umfangs der von ihm überlieferten Briefe, Reden und philosophischen Schriften als die am besten dokumentierte Person der römischen Republik, wenn nicht der gesamten Antike gelten. Zugleich sind seine Schriften die wohl wichtigste Quelle für die Geschichte der späten Republik – und damit die Voraussetzung für die moderne Deutung der Person Cicero im Kontext jener Zeit. Mit der Beschreibung dieser Zirkularität ist das methodische Problemfeld benannt, in dem sich dieses Masterseminar bewegen wird: Ziel ist, Ciceros Biographie vor dem Hintergrund der Geschichte der späten römischen Republik zu rekonstruieren – seinen Aufstieg in nachsullanischer Zeit, sein Konsulat mit der Niederschlagung der catilinarischen Verschwörung, seine Stellung im Bürgerkrieg zwischen Pompeius und Caesar, sein Verhalten gegenüber dem Dictator Caesar und sein eigener gewaltsamer Tod in den Wirren der erneuten Bürgerkriege nach Caesars Ermordung. Die Frage wird sein, wieweit eine Rekonstruktion der Persönlichkeit Ciceros möglich ist – die es dann erlaubte, den Quellenwert seiner Schriften für die späte Römische Republik näher zu bestimmen. |
Literatur |
Meier, Christian, Res Publica Amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, 3. Aufl., Frankfurt a.M. 1997; ders., Die Ordnung der römischen Republik, in: Historische Zeitschrift 300, 2015, 593-697; Gelzer, Matthias, Cicero. Ein biographischer Versuch, Wiesbaden 1969; Fuhrmann, Manfred, Cicero und die römische Republik, 2. Aufl., München, Zürich 1990; Lintott, Andrew, Cicero as Evidence. A Historian’s Companion, Oxford 2008; Jehne, Martin, Krisenwahrnehmung und Vorschläge zur Krisenüberwindung bei Cicero, in: Sylvie Franchet d'Espèrey u.a. (Hg.), Fondements et crises du pouvoir, Bordeaux 2003, 379-396; Meier, Christian, Cicero. Das erfolgreiche Scheitern des Neulings in der alten Republik, in: ders., Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar. Drei biographische Skizzen, 2. Aufl., Stuttgart 2015, 107-210. |