Kommentar |
Denkmäler multiplizieren sich wie von selbst. Um ihre Errichtung wird gestritten, sie werden gesetzt, gefeierte, umgestaltet, niedergerissen, versteckt, neu aufgestellt. Der städtische Raum, in dem sie ihren Platz haben, verändert sich, mit ihm ihre Wahrnehmbarkeit und ihre räumlichen Bezüge. Die Denkmäler werden Symbole für Ereignisse oder Orte, ihr Bild wird in andere Medien transferiert. Erst durch all diese Faktoren werden die Denkmäler als solche konstituiert. Das bedeutet, dass sie sich gemeinsam mit ihrem gesellschaftlichen und räumlichen Kontext in einem permanenten Prozess der Transformation und der Aktualisierung befinden. Ein solches Denkmalverständnis eröffnet für die Kunst- und Bildgeschichte ein interessantes und komplexes Untersuchungsfeld. Es fordert dazu auf, gattungsübergreifend zu arbeiten, verschiedene analytische Zugänge anzuwenden und miteinander zu kombinieren. Im Seminar soll dieses Untersuchungsfeld erarbeitet werden. Um hierbei zugleich eine Sensibilität für die historische und räumlich-geografische Bedingtheit der Prozesse zu entwickeln, werden zwei Denkmäler im Vergleich betrachtet, das Reiterstandbild Friedrich II. (Berlin) und jenes Wladyslaw Jagiellos (Krakau). Ersteres wurde 1851 Unter den Linden am 111. Jahrestag der Thronbesteigung Friedrich II. enthüllt. Die Einweihung des Jagiellodenkmals vor den Toren der Krakauer Altstadt war zentrales Ereignis einer mehrtägigen Feier, mit der 1910 dem 500jährigen Jubiläum der Schlacht bei Tannenberg gedacht wurde. Dem umrissenen Konzept entsprechend werden die Denkmäler von den ersten Entwürfen bis hin zu ihrer Rolle in der Gegenwart betrachtet. |