Kosmopolitismus wird in seiner dominanten, in der europäischen Aufklärung verorteten Lesart als normative Haltung von "Weltoffenheit" und als utopische Perspektive eines "Weltbürgertums" verstanden. In kritischer Auseinandersetzung mit diesen Denkraditionen und ihren eurozentrischen Begrenzungen haben sich in den letzten Jahren eine Reihe neuer Konzeptionen, und damit auch neuer Blicke auf mögliche kosmopolitische Praktiken, entwickelt, die Kosmopolitismus im Plural unterschiedlicher Weltentwürfe und -praktiken denken und verorten: dabei geht es u.a. um "real existierenden", "diskrepanten", "subalternen", "indigenen", "dekolonialen", "schwarzen" Kosmopolitismus. Vor dem Hintergrund postkolonialer, globaler Mobilitäten und Verflechtungen treten dabei immer stärker minoritäre Positionen und Interventionen in den Vordergrund der Betrachtung: etwa im Rahmen von Migration und ihrer Auseinandersetzung mit Grenzen oder in sozialen, politischen Bewegungen, denen es um Gleicheit und Gerechtigkeit geht. Die Wirkungen dieser Praktiken, aber auch globalisierender Entwicklungen insgesamt, werden im Sinne einer "Kosmopolitisierung" von Kulturen und Gesellschaften themasiert. Dominante Schauplätze und Produktionsstätten dieser Kosmopolitismen werden im Alltag der post/migrantischen Städte und Gesellschaften sowie an den Rändern der europäischen und globalen Machtzentren vermutet und zunehmend erforscht.
Das Seminar verfolgt diese Entwicklungen auf der Ebene unterschiedlicher Konzeptionen und Perspektiven von Praktiken der Weltbürgerschaft und des "Welt machens". Berlin soll uns dabei im Seminar als Beobachtungslabor für einen "Reality Check" dienen, hinsichtlich der hier erkennbar werdenden Praktiken und Wirkungen dieser unterschiedlicher Kosmopolitismen - wie auch ihrer Konstruktionen und Verwertungen im Rahmen eines urbanen, weltstädtischen "Imagineerings".
In case there will be participants who feel more familiar and comfortable with the English language the course can be conducted in a bilingual mode. We will decide on this question and the language(s) to be used on spot in the first session.
Findet im Rahmen des normalen Lehrprogrammes am Institut für Europäische Ethnologie statt, ÜWP Studierende können zusätzlich teilnehmen.
Die Lehrveranstaltung findet im Raum 107a des IfEE, Mohrenstraße 41 statt.