Kommentar |
Die deutsche Hauptstadt ist ein besonderer Ort historischer Schichten. Das Seminar setzt sich zum Ziel, ausgewählten Spuren seit der Aufklärung nachzugehen und die sozio-kulturellen Bedingungen von Überschreibungen und Neucodierungen sowie die Rolle der Unesco-Praxis kritisch zu prüfen. Hier sprechen wir direkt mit den wichtigsten Gestalter_innen von neuen Topographien in Berlin (Oral History), Architekt_innen, Entwickler_innen, Restaurator_innen und anderen Expert_innen. Wie geht man mit dem Erbe um? Gelingt es, Orte und ihre Geschichte umzuwidmen? Gerichtsgebäude der Nazizeit werden exklusive Wohngebäude, ein Frauengefängnis der Gestapo wird ein Hotel, ein Bunker aus den 1930er Jahren ein Privatmuseum. Und hier sind Beispiele aus neuerer Zeit: Eine ehemalige Fahrbereitschaft der DDR wird privates Kulturzentrum, die DDR-Staatsbank ist nun ein Luxushotel. Oft schichten sich mehrere Epochen übereinander: Ein Kaufhaus unter jüdischer Leitung wird Zentrale der Hitlerjugend, wird SED-Politbüro-Zentrale, wird exklusiver Privatclub. Und wie restauriert man verschiedene historische Schichten eines architektonischen Denkmals? Neues Museum, Nationalgalerie, Bauhaus-Archiv, Palast der Republik/Schloss: Welche Anforderungen bilden historische Gebäude und solche der uns näheren Moderne? Welche Botschaft vermittelt man, indem man was und wie erhält? Historische Schwerpunkte dieses Seminars bilden das Berlin der Aufklärung, Berlin zur Schinkel-Zeit, das Berliner Bauhaus, das jüdische Berlin, Berlin zur Nazi-Zeit und im Kalten Krieg.
Gemeinsam werden Vorlagen für eine mögliche »Zeitfenster-App« erarbeitet. Wir werden Methoden der Interviewführung trainieren und mit Expert_innen und Zeitzeug_innen erproben sowie Exkursionen durchführen (z.B. mit dem Berliner Büro von Chipperfield, Expert_innen für Restaurierungen, GrüntuchErnst Architekten, Bauhaus Archiv, Stadtmuseum, Deutsches Historisches Museum, ehem. Krematorium Wedding, etc.) |