Kommentar |
'England als Sklavenhändler und Sklavenhalter', 'Frankreich gegen die Zivilisation' – unter solchen und ähnlichen Titeln beschäftigten sich um das Jahr 1940 eine ganze Reihe deutscher Publikationen mit europäischen Arbeitsregimen in Afrika. Die Analyse und Kritik der Verhältnisse in ehemaligen deutschen Kolonien wie Kamerun, deren Verwaltung nach dem Ersten Weltkrieg auf die Mandatsmächte Frankreich und Großbritannien übertragen worden war, gingen im Kontext revisionistischer Argumentation mit nationalsozialistischen Vorstellungen der Neuordnung kolonialer Arbeitsverhältnisse einher. Auch internationale Arbeitsstandards spielten vor dem Hintergrund europäischer Kolonialkonkurrenzen eine Rolle.
Im Seminar wird im Rahmen des forschenden Lernens Gelegenheit gegeben, Planungen und Diskurse des NS-Kolonialrevisionismus im Spannungsfeld von rechtlicher Normierung und ausbeuterischer Praxis zu verorten und Teilaspekte anhand von Archivquellen, Rechtstexten oder weiteren Materialien eigenständig kritisch zu bearbeiten. Die Ergebnisse sollen an historischen wie erinnerungspolitischen Schnittstellen zwischen nationalsozialistischer und kolonialer deutscher Vergangenheit situiert werden. Das Seminar wird als Q-Team des bologna.lab durchgeführt, dessen Ergebnisse publiziert und/oder einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen. |