Flüchten, Flucht, geflüchtet: Globalhistorische Perspektiven auf Flucht und Vertreibung im 19. und 20. Jahrhundert
Matthias Schmelzer & Heike Wieters
Derzeit beherrschen Flucht und Migration, Fluchtursachen, und -bedingungen, sowie das Schicksal von und der Umgang mit Geflüchteten den medialen Diskurs – nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in ganz Europa und weltweit. Global sind fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Weltweite Fluchtbewegungen stellen zunehmend das (europäische) Grenzregime in Frage.
In der Übung wollen wir Flucht und Vertreibung aus globalhistorischer Perspektive analysieren. Wie ist es zur aktuellen Situation gekommen, was sind langfristige Ursachen? Wie sind Menschen im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit (der eigenen) Flucht umgegangen, und wie sah „Willkommenskultur“ nach dem Zweiten Weltkrieg aus? Darüber hinaus werden auch begriffsgeschichtliche Fragen (woher kommt der Begriff „Flüchtling“ überhaupt, unter welchen historischen Bedingungen ist „Staatenlosigkeit“ entstanden, wie hängen Phänomene wie „Migration“, „Flucht“ und „Vertreibung“ mit der Entstehung und Entwicklung der modernen Nationalstaaten zusammen?) diskutiert. Wir schauen auf lokale, regionale, nationale und internationale Fluchtdynamiken, auf die Rolle internationaler Organisationen und (supra-)staatlicher Institutionen, sowie auf politische, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen von Flucht und Migration auf die Herkunfts- und Zielgebiete der Flüchtenden zu unterschiedlichen Zeiten.
Die Übung findet 14-tägig freitags von 12-16 Uhr als Blocksitzung statt, im Rahmen des Seminars wird unter anderem das Buch „The Making of the Modern Refugee“ von Peter Gatrell (Oxford 2015) gemeinsam gelesen. Zudem besteht für alle TeilnehmerInnen der Übung die Möglichkeit, wissenschaftliche Blogbeiträge zu verfassen und/oder Interviews mit ExpertInnen, ZeitzeugInnen oder Geflüchteten zu führen und diese online zu publizieren.
|