Der Despot ist tot. Die Sowjetunion in der Entstalinisierung - Detailseite

Der Tod des Diktators ist für eine Diktatur ein kritischer Moment, denn an einer solchen Zäsur zeigt sich, wie gefestigt und stabil die Diktatur tatsächlich ist. Als Stalin 1953 starb, hätte die auf ihn ausgerichtete Diktatur vermeintlich zusammenfallen müssen. Das tat sie jedoch nicht. Sie brach auch nicht zusammen, nachdem Millionen Menschen innerhalb weniger Monate aus dem GULag-System entlassen wurden. Als Nikita Chruschtschow schließlich mit der sogenannten Geheimrede 1956 endgültig mit Stalin abrechnete, war ein Teil der Bevölkerung stark verunsichert. Ein anderer Teil hat diese Phase als positive Befreiung verstanden haben, die eine neue Identifikation mit dem Projekt des sozialistischen Aufbaus ermöglicht hatte. So oder so war in diesen Jahren das Potential zur Destabilisierung der Sowjetherrschaft besonders hoch.

Dass diese Umbrüche den sowjetischen Staat nicht in sich zusammen-fallen ließen, liegt auch daran, dass der Staat und seine Führung es verstanden hatten, ein Gegenangebot zu entwerfen. Die Übung will sich diesen Mechanismen der Herrschaftsstabilisierung nähern: Wie wirken die neuen Machthaber der Destabilisierung entgegen? Wie restabilisiert man eine Gesellschaft vor dem Hintergrund solcher Umbrüche und Erfahrungen von Terror und Gewalt? Welche konkreten Mittel sind dazu nötig?

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