Kommentar |
Lange bevor der erste Bolschewik ein Rednerpult bestieg, war das russische Zarenreich Nährboden großer Utopien und Entwürfe. Sie sprachen vom Fortschritt, von der Moderne, vom Paradies und dem Untergang der Welt. Utopien veränderten sich, waren vernetzt, standen in Konkurrenz. Mit der Revolution öffnete sich ein Raum, in dem sie Platz fanden.
Russland war ein Land der Träumer und Visionäre. Von der tiefen Schwarzerde bis in die Salons der Städte: Utopien waren Ausdruck gesellschaftlicher Bedürfnisse, Abstraktionen einer Wirklichkeit, die nur Leere bot. Aus ihnen lässt sich lesen, wie Menschen ihre Welt mit Bedeutung füllten. Aus dem, was Russland sein sollte, kann man lernen, was Russland war.
Wieso suchten Bauern den Himmel in Sibirien? Woran dachte Peter der Große, als er eine Stadt aus dem Ödland wachsen ließ? Warum liebten Künstler Frankreich und Beamte Preußen? Was war es, das Revolutionäre dazu trieb, den Neuen Menschen zu züchten? Reichte ihnen der alte nicht? Es sind diese Fragen, auf die das Projekttutorium Antworten geben will.
Utopien berühren alle Bereiche einer Gesellschaft. Deshalb sind Studenten aller Fachrichtungen willkommen: Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften gleichermaßen. Vorkenntnisse der osteuropäischen Geschichte sind nicht notwendig. Literatur und Quellen werden auf Englisch oder Deutsch bereitgestellt. |