Kommentar |
Einst emphatisch als Symbol einer elektrifizierten Fortschrittsgesellschaft gefeiert, wird die Glühbirne heute als Umweltsünde gebrandmarkt und gleichzeitig als Retro-Objekt fetischisiert. Ausgehend von den Interessen der Studierenden wollen wir neben diesem Imagewandel die Vielfältigkeit des Wissens, das zur Erfindung der Glühbirne notwendig war, rekonstruieren und die Auswirkungen ihrer Etablierung (auf Alltag, Technik, Medizin, Kunst, Städte etc.) greifbar machen. Dabei begrenzen wir uns nicht auf das Lesen von Texten, sondern wollen auch die Werbegestaltung als Spiegel von, aber auch Akteur in Diskursen untersuchen. Dafür steht neben einem Korpus von wissenschaftlichen Analysen unterschiedlicher Disziplinen auch ein reichhaltiger Fundus an Werbematerialien und Labordokumentationen zur Verfügung, den wir im Deutschen Technikmuseum Berlin (Firmenarchive von aeg und osram) und im Museum der Dinge einsehen werden. Neben dem Wissen, das mit dem Objekt ›Glühbirne‹ verknüpft ist, sollen auch die Geschichten, in die dieses Objekt eingebettet sind – etwa die Sozial-, Geschmacks- oder Technikgeschichte – untersucht und deren Narrative reflektiert (und dekonstruiert) werden, etwa die geradezu mythische Erzählung vom ›Großen Erfinder Edison‹. Die Ergebnisse des Seminars werden in Texten gebündelt, deren Thesen und Narration gemeinsam erarbeitet werden. Abschließend wird für die Vermittlung dieser ›alternativen, interdisziplinären Geschichte der Glühbirne‹ mit den Seminarleiterinnen, die eine Zusatzqualifikation als Designerinnen besitzen, ein Präsentationskonzept (z.B. in Form einer Zeitschrift) erarbeitet und umgesetzt. |