Kommentar |
Vielleicht ist Geld das flüssigste aller Zahlungsmedien, aber manchmal braucht es andere Mittel, damit eine Transaktion stattfinden kann: z.B. Bildung, Kontakte oder die Möglichkeit zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein. Womit arbeiten diejenigen, die kein monetäres Kapital haben, die nicht Arbeit und Produkte verkaufen, sondern ihr Wissen, ihre Entscheidungen oder ihr Aussehen? Wie erreichen Bohèmiens, Projektemacher_innen und Spekulant_innen ihre Ziele, womit kreieren sie ihre Chancen, Zugänge und Karrieren und was entstehen dabei für Erzählungen? Das Seminar versteht sich als interdisziplinäres Forschungsseminar an der Schnittstelle von soziologischer und ökonomischer Theorie und kulturwissenschaftlichem Material. Ziel soll es sein, in exemplarischen Fallstudien Sozialfiguren zu erarbeiten, die nicht primär mit monetärer Kapitalisierung wirtschaften. Den Einstieg in dieses Themenfeld bietet das Milieu der Bohème in ihren verschiedenen historischen Ausprägungen, das Material dazu liefern autobiographische Texte wie die Tagebücher der Gebrüder Goncourt, Heidi Paris’ Chroniken und Rainald Goetz’ Blog-Romane Abfall für alle und Klage . Im weiteren Verlauf des Seminars kann in Absprache mit den Teilnehmer_innen weiteres Material aus diesem Umfeld in den Blick genommen oder können andere Sozialfiguren zum Vergleich herangezogen werden. Das Seminar richtet sich mit seiner interdisziplinären Fragestellung an die B.A.- und M.A.-Studiengänge der Kultur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft, ebenso wie an Studierende der Literaturwissenschaft, der Geschichte, der Gender Studies und europäischen Ethnologie. |