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Können wir Berlin essen? Lokale und regionale Kulinarikformen in Europa. Das Beispiel Berlin -mit Fallstudien - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 51702
Semester SoSe 2016 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Mo. 10:00 bis 13:00 14tgl. von 18.04.2016  312 (Seminarraum)
Stockwerk: 3. OG


Institutsgebäude - Mohrenstraße 40/41 (MO 40)

  findet statt    
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Personen
Zugeordnete Personen Zuständigkeit
Drenckhan, Ulla , MA
Matthiesen, Ulf , Prof. Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Beifach ( POVersion: 2007 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( POVersion: 2007 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Zweitfach ( POVersion: 2007 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Philosophische Fakultät, Institut für Europäische Ethnologie
Inhalt
Kommentar

Lokal und regional 'geerdete' Formen des Essens und Trinkens haben europaweit einen regelrechten Siegeszug angetreten, allerdings flankiert von 'schnelleren' und hybrideren Food-Formen. Nahrungskreisläufe mit regionalen Food-Produkten, insbesondere regional erzeugte 'Bio'-Produkte kommen der explodierenden Nachfrage kaum hinterher. Parallel dazu werden 'regions- und stadttypische' Kulinarik-Formen wieder- oder gar neu-erfunden. Das verbindet sich auf vielfältige Weise mit urbanen Identitätssemantiken rund um ein quasi-authentisches "urban terroir" der jeweils stadtspezifischen Kulinarik-Kulturen. Ziel einer anspruchsvolleren Foodhermeneutik wird es damit, den grundierenden Code, den Food-Habitus der jeweiligen Stadt/Metropole zu 'knacken'(vulgo: zu rekonstruieren).
Am spannenden, extrem beweglichen Fall BERLIN will das Seminar diese Parallelbewegungen in seiner aktuellen Formenvielfalt mit sondierenden Mikro-Studien genauer untersuchen:
- also einmal den von den Medien stark gepushten Hype rund um einen neuen Food-Regionalismus;
- dann das dabei inszenierte Spiel mit post-essentialistischen Identitätskonzepten und Körperbildern;
- nicht zuletzt auch die exorbitanten semantischen Einfallskaskaden im Food-Sektor als Marktzugangschancen für 'Foodies' und ihre neuen Geschäftsideen ("Eat! Berlin"/EssPress/ Nobelhart & Schmutzig/E-Food/Try Berlin Box/Fuchs&Fähe etcpp. ) Für stadtethnographische und stadthermeneutische Forschungen öffnen sich damit neue interessante Forschungsfelder.
Methodisch soll dabei u.a. das von Rolf Lindner (2004) wiederentdeckte Kartierungsverfahren von Culinary Spot Maps zum Einsatz kommen.
Das Seminar interessiert sich also besonders für das aktuellste Ballett von Food-Formen inklusive ihrer Verköstigungsnetze in und um Berlin. Mit studentischen Mikrostudien soll dieses schnell sich bewegende Feld weiter durchforstet und neugierig erkundet werden. Besonders interessant sind dabei etwa:
-E-Food und Versand-Essen
-Supper-Clubs, Take-Overs, Pop-Up-Dinners
-Volx-Küchen und deren Weiterentwicklungen
-Street-Food-Updates und 'Bürgersteig-Delikatessen'
-Vegan vs. Paleo-Trend-Choreographien in einzelnen Stadtteilen
-Low-Budget Suppen-Küchen und Hartz IV-Kulinariken
-Containern-Netzwerke
-High-Price-Beef-Kulturen ('To Beef or not to Beef'; Dieter Meier's' Ojo de Agua' etc.);
daneben interessieren auch Wiederbelebungsversuche von urbanen Salonkulturen mit deutlicher kulinarischer Flankierung.
Den Hintergrund bildet die stadtethnologisch zentrale Frage, ob die Food-Kulturen von Städten und Metropolen zu deren Identität gehören oder wie sie dazu beitragen; gar deren 'Eigenlogik' stärken ('Urban Terroir'-These). Oder ob es sich hier eher um einen beliebig oder strategisch kodierten Schaum von hybriden, schnell beweglichen kulturellen Oberflächenphänomenen handelt.
Ethnologisch/ethnographisch aufschlussreiche kulturelle Kodierungen und identitäre Suchbewegungen bestreichen dabei auf alle Fälle ein weites Feld: zwischen den Polen von lokalen und regionalen Essentialisierungen auf der einen Seite („urban terroir“, Herkunftsschutz-Politiken, „Urküchen"-Bewegung, Slow Food) und neuen lokalen Hybridisierungen auf der ganz anderen Seite (asiatisch-ayurvedisch-vegane Urbaniten-Melangen, Berlin als Hauptstadt eines europäischen Veganismus oder doch eher als Keimzelle eines Paleo-Hypes?).
Das Seminar eignet sich für fortgeschrittene StudentInnen wie für Studien-AnfängerInnen. Denn auf diesem 'existentiellen' Erfahrungsfeld (Essen und Trinken) bringt jede und jeder einschlägige und konkrete Erfahrungen mit.

Termine: 18.04., 25.04., 09.05., 20.05., 13.06., 27.06., 11.07.

Literatur

- Barlösius, Eva (2011): Soziologie des Essens. Eine sozial- und kulturwissenschtiche Einführung in die Ernährungsforschung (2., VÖLLIG überarbeitete und erweiterte Auflage): Weinheim/München: Juvnenta (insbes. pp. 273-295)
- Drenckhan, Ulla (2015): Rise and Failure of Urban Gardening. Master Thesis, Hochschule für Bildende Künste Hamburg
- Frank-Oster, Constanze (2013): Der unmoralische Kabeljau…" in: Gottwald, F.T. und Isabel Boergen: Essen & MoraL: Beiträge zur Ethik der Ernährung, Marburg: Metropolis, pp. 97-114
- Hirschfelder, Gunter (2001): Europäische Esskultur. Frankfurt/M,N.Y.: Campus
- Kaschuba, Wolfgang (2. Aufl. 2003): Einführung in die Europäische Ethnologie. München: CH Beck
- Flandrin, F.L., M.Montanari (1999): Food - A Culinary History, London:Penguin
- Montanari, Massimo (2006): Food is Culture, New York: Columbia University Press-
- Montanari, Massimo (2004): Bologna Grassa. La Construzione di un Mito, Bologna:Clueb
- Deutschlands kulinarisches Erbe (2004): Cadolzburg: Verlag Ars Vivendi
- Weiss, Martin (2005ff.): Urchuchi. Zürich: Rotpunktverlag, 3 Bde.
- Petrini, Carlo (2007): Gut,sauber und fair. Grundlagen einer neuen Gastronomie, Wiesbaden: Tre Torri
- .Dickie, John (2008): Delizia! Die Italiener und ihre Küche. Geschichte einer Leidenschaft. Frankfurt/M.:Fischer
- Lindner, Rolf (Hrsg.) (1994): Die Wiederkehr des Regionalen - Über neue Formen kultureller Identität, Ffm/N.Y.:Campus (I:
- Lindner, Rolf (2004): Walks on the Wild Side. Eine Geschichte der Stadtforschung, Ffm/N.Y.: Campus (insbes. pp. 97-111)
- Löw, Martina/Georgios Terizakis (Hrsg.): Städte und ihre Eigenlogik, Ffm/N.Y.: Campus
- Matthiesen, Ulf (2004): Esskultur und Regionale Entwicklung – unter besonderer Berücksichtigung von „Mark und Metropole“. In: Beate Binder, Astrid Deuber-Mankowsky (Hrsg.): Die Botschaft der Botschaften. Berliner Blätter, Heft 34, Berlin2004, S. 111-145
- Matthiesen, Ulf (2005): Kulinarik und Regionale Entwicklung. Öffentliche Vorlesung der HU, Heft 144, Berlin, digital: http://edoc.hu-berlin.de
- Steele, Carolyn (2009): Hungry City. How Food Shapes Our Lives, London: Vintage
- Teuteberg, Hans J./Neumann, Gerhard/Wierlacher, Alois (Hrsg.) (1997): Essen und kulturelle Identität. Berlin: Akademie

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2016. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
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