Kommentar |
Belgrad, Hauptstadt von Serbien, und Skopje, Hauptstadt von Mazedonien, haben beide eine wechselvolle Geschichte voller politischer und kultureller Brüche. Jedes neue „System“ versuchte, den Städten eine spezifische „Identität“ zu geben. Diese Vorgänge sind in ihnen bis heute ablesbar: an der Stadtgestalt, an der architektonischen und der Kunstüberlieferung. Jede Schicht dieses über die Jahrhunderte entstandenen „Palimpsests“ – die antike und die mittelalterliche, die osmanische, die der habsburgisch-imperialen Prägung und der nationalen Emanzipation, schließlich die sozialistische Überformung und die „Befreiung“ davon, die einerseits auf „Wurzeln“ zielt und andererseits das Heil in der „Globalisierung“ sucht – stellt die Gesellschaften Serbiens und Mazedoniens heute vor Herausforderungen: Wie ist mit der vielfältigen Überlieferung umzugehen, wie ist welches Erbe zu bewerten und für Gegenwart und Zukunft fruchtbar zu machen? Diese Palimpsest-Gestalt der Städte und die Deutungskonflikte, die daraus entstehen, stehen im Mittelpunkt der einwöchigen Exkursion.
Es ist unbedingt empfehlenswert, das vorbereitende Seminar („Städte in Südosteuropa: Osmanisches Erbe, nationale Repräsentation, sozialistische Utopie und postsozialistische Erfahrung“) zu besuchen, in dem das Thema in einen breiteren Kontext eingebettet wird.
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