Kommentar |
Was ist eigentlich moderne Architektur? Befragt man Handbücher, so erhält man in der Regel eine klare Antwort. In der Vorlesung/dem Seminar wird es um zwei miteinander verquickte Fragenbündel gehen, erstens: Welche architektonischen (und stadtplanerischen) Konzepte wurden vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Zwischenkriegszeit mit dem Anspruch vorgebracht, Fortschritt einzuleiten und voranzutreiben? Was alles verstanden ihre Urheber unter Fortschritt? Wieso galten beispielsweise florale Jugendstilformen oder dekorlose „Schuhkartons“ als modern? Und wie verhielt sich das zu gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen? Architektonische und stadtplanerische Innovation ist also nicht von ihrem „Ende“ her zu sehen, sondern eingebettet in die spezifischen Bedingungen, aus denen sie jeweils hervorgegangen ist. Das bedeutet auch, dass quer durch Europa – und nicht nur im Westen – nach Orten innovatorischer Impulse geschaut werden muss. Das führt zum zweiten Fragenbündel: Wie ist es gekommen, dass heute ein Kanon vorherrscht, der beim Stichwort „Moderne“ gleich an das Bauhaus oder an Le Corbusier denken lässt, nicht aber an so viele andere Ideen für eine „moderne Architektur“, die damals buchstäblich global diskutiert wurden? |