Kommentar |
Sind die innersten Gefühle nicht draußen zu finden, in der seltsamsten Weise mit einer Landschaft verflochten? Diese Frage, die sich Hugo von Hofmannsthal Anfang des 20. Jahrhunderts stellt, ist seitdem seitens verschiedener Disziplinen und mithilfe unterschiedlicher Begriffsinstrumentarien beantwortet worden: Philosophie der Landschaft (Georg Simmel), Poetik des Raums (Gaston Bachelard), Räume des Innen (Michel Foucault), Gefühlsräume (Hermann Schmitz), Atmosphären (Gernot Böhme), Stimmungen und gestimmte Räume. Im Zentrum des Seminars steht die Geschichte der theoretischen Reflexionen über das Verhältnis von Raum und Gefühl. Die Seminardiskussionen werden sich vor allem am Schnittpunkt von spatial turn und emotional turn in der Literaturwissenschaft abspielen. Ziel des Seminars ist es weiterhin, anhand von Beispielen aus der mitteleuropäischen Gegenwartsliteratur (Bora Ćosić, Georgi Gospodinov, Milan Kundera, Vladimir Makanin, Jaroslav Rudiš, Andrzej Stasiuk, Serhij Zhadan) literarische Konstruktionen von affektiven Räumen zu analysieren: Räumen, die von Glück, Angst, Schwermut, Sehnsucht, Einsamkeit, Ohnmachts- und Rauschgefühlen erfüllt sind. Die zu diskutierenden Textauszüge liegen auch übersetzt vor und werden in moodle zur Verfügung gestellt. |