Kommentar |
In der Polonistik dominierte lange die Ansicht, dass die Literatur die nach den Teilungen staatenlos gewordene polnische Nation bewahrte. In neueren Forschungsinitiativen, die nicht zuletzt aus dem deutschsprachigen Raum kommen, wurde die diesen Ansätzen zugrunde liegende „Prämisse der Nation“ konstruktiv kritisiert und dahingehend korrigiert, dass sich die Romantik und die anschließenden literarischen Formationen nicht bloß an die Nation richten, sondern sie erst erdichten bzw. erzählen. Bei diesen Narrationen der Nation kommt es zu komplexen Spannungsfeldern zwischen Literatur und Geschichte, Fiktion und Faktizität, Ästhetik und Ideologie, Fatalismus und Messianismus, Gedächtnisarbeit und Agitation. In unserem Seminar vertiefen wir uns kritisch in die jüngsten kultur- und literaturhistorischen Studien zu den Wechselwirkungen von Erzählstrategie und Identitäts(er)Findung. |