Entfremdung ist in kapitalistischen Gesellschaften allgegenwärtig – ob für Lohnarbeiter_innen in der Textilindustrie oder für Zahlen hinterherjagenden Studierenden. Im ersten Semester des Projekttutoriums (SoSe 15) haben wir uns mit der Geschichte, dem Wandel und der Aktualität des Begriffs beschäftigt. Von einer theoriegeschichtlichen Diskussion der klassischen Autoren wie Marx oder Adorno/ Horkheimer sind wir zur aktuellen Kritik und neuen Konzepten von Rahel Jaeggi und Hartmut Rosa durchgedrungen. Wir wollen uns in diesem Semester nun der empirischen Erforschbarkeit und interdisziplinären Sichtbarmachung von Entfremdungsphänomenen und –erfahrungen widmen. Dafür wollen wir uns gemeinsam alternativen Forschungskonzepten und -methodologien widmen. Gemeinsam mit euch und externen Referent_innen erarbeiten wir uns Konzepte wie das der Public Sociology, der Aktionsforschung und des militant research. Wir wollen herkömmliche Forschungsmethoden aufbrechen und so Entfremdung erforschbar machen. In Arbeitsgruppen können im Anschluss eigene kleine Forschungsprojekte zu „Entfremdung“ durchgeführt werden. Die Ergebnisse wollen wir in einer öffentlichen Ausstellung am Ende des Semesters präsentieren. Das Projekttutorium steht allen Disziplinen offen. Ein Einstieg im zweiten Semester ist möglich und gewünscht. Wir werden zu Beginn ausreichend Zeit einräumen, die grundlegenden Theorien zu rekapitulieren und zu besprechen. Außerdem werden die Ergebnisse des ersten Semesters in einem Glossar für die Teilnehmenden zugänglich gemacht.
Burawoy, M. (2004): For Public Sociology. In: http://burawoy.berkeley.edu/Public%20Sociology,%20Live/Burawoy.pdf Jaeggi, R. (2005): Entfremdung – zur Aktualität eines sozialphilosophischen Problems. Frankfurt/Main/New York. Marx, K. (1844): Ökonomisch-philosophische Manuskripte, Studienbibliothek 15, Kommentar von Michael Quante, 2009. Frankfurt am Main.