Kommentar |
Schwarmphänomene stehen seit einiger Zeit im Zentrum kultur- und sozialhistorischer Debatten. Ihre Konjunktur verdankt sich der Attraktion verteilter Organisationsweisen, kollektiver Intelligenzen und nicht zuletzt der Effizienz zoopolitischer Metaphern. Doch zwischen biologischen und sozialen Ordnungsideen lässt sich ein technologisches Drittes ausmachen: Nicht nur werden in der Biologie seit 1900 verschiedenste Medientechniken eingesetzt, um Schwärme wissenschaftlich zu erforschen – von Beobachtungen im Ozean über Experimente in Aquarien bis hin zu mathematischen Modellen und Computersimulationen. Vielmehr inspirieren Schwärme seit Ende des 20. Jahrhunderts selbst computertechnische Verfahren, die sich mit komplexen Regelungsfragen und intransparenten Problemen auseinandersetzen – von der Logistik bis zur Finanzmarktsimulation, oder von der Epidemologie bis hin zu Robotersystemen. Erst dieser Verschränkung eines Wissens der Biologie mit einem Wissen der Computertechnik ist es zu verdanken, dass sich Schwärme von Phänomenen der Störung und des Chaos zu Kollektivsystemen wandelten, denen eine besondere Form verteilter Intelligenz zugeschrieben wird. Dieses Seminar untersucht, wie man Schwärme als regelrechte Zoōtechnologien verstehen kann. Auf welche biologischen Schwarmformen beruft sich die neue Techno-Kollektivität? Und warum werden Schwärme um 2000 in so vielen verschiedenen Bereichen en vogue? Entlang einer Mediengeschichte der Schwarmforschung (vgl. Vehlken 2012) legt das Seminar dar, wie erst medientechnische Entwicklungen den neuerdings erhobenen ›schwärmerischen‹ Ton auch sozio-politischer Diskurse ermöglichten, und wie sie die komplexen Resonanzen zwischen Netzwerk-Euphorien, selbstorganisierenden Steuerungsideen und einer Ästhetik des Kollektiven bestimmen.
Vorbereitungstreffen:
Freitag 16.10., 13-14 Uhr
Blocktermine: Freitag 08.1.2016: 12-14 Uhr Samstag, 09.01.2016: 10-17 Uhr Freitag, 15.1.2016: 12-14 Uhr Samstag, 16.01.2016: 10-17 Uhr Freitag, 22.1.2016: 12-14 Uhr Samstag, 23.01.2016: 10-17 Uhr Freitag, 29.1.2016: 12-14 Uhr Samstag, 30.01.01.2016: 10-17 Uhr |